Hier veröffentliche ich Scans von Originaldokumenten aus der Wendezeit. Sie geben einen guten Eindruck davon, wie wir Informationsaustausch und Mobilisierung in der Opposition organisiert haben – so ganz ohne Kopierer, ohne Facebook-Events, Twitter-Hashtags und Doodle. Man kann den Papieren entnehmen, welche Energie damals von einzelnen Gruppen der Opposition ausging, wie wir Studenten einer kleinen erzgebirgischen Kunstschule uns positionierten, wie wir uns vernetzten mit anderen höheren Bildungsstätten, wie wir versucht haben, Einfluss zu nehmen und unsere Positionen klar und unmißverständlich auch den DDR Behörden mitzuteilen – bis hoch zum Staatsrat. Das was man heute in Geschichtsbüchern lesen kann und was gerade für Westdeutsche und jüngere Generationen schwer vorstellbar und nachvollziehbar ist – in diesen Dokumenten wird er hoffentlich lebendig, der Geist der Wende, der Mut der Bürgerinnen und Bürger. Ich hoffe und wünsche, dass dieser Geist wieder aufersteht, dass wir verstehen, wie viel Macht wir alle gemeinsam haben, wie viel wir verändern können, wie wir das damals geschafft haben, obwohl es damals viel gefährlicher war. Damals gingen wir auf die Straße, weil wir etwas gewinnen wollten – Freiheitsrechte. Heute sollten wir das wieder tun, weil wir sie wieder verlieren werden, wenn wir das nicht tun.
Meine Dokumente können mit Quellenangabe verwendet werden, über eine kurze Nachricht würde ich mich freuen. Die Dokumente anderer oppositioneller Gruppen sind ohne jede Einschränkung verwendbar.
Aufrufe, Stellungnahmen der Studenten der Fachschule für Angewandte Kunst, Schneeberg
- Unsere Resolution vom 09.10.1989
- Unsere Resolution vom 10.10.1989 – handschriftliches Original
- Unsere Resolution vom 10.10.1989 – Schreibmaschinenkopie (erstes Blatt)
- Unsere Resolution vom 10.10.1989 – Schreibmaschinenkopie – Durchschlag (in dieser schlechten Kopie wurden die Blätter häufig weiterverteilt)
- Antwort des Staatsrates auf diese Resolution
- Antwort des DDR Pressedienstes ADN auf diese Resolution
- Antwort des Zentralrat der FDJ auf diese Resolution
- Solidarisierung mit Studenten der Fachschule für Werbung und Gestaltung Potsdam – aufgrund eines offenen Briefes der FS für Werbung und Gestaltung
- Solidarisierung mit Studenten in der CSSR
Briefe von mir aus der Wendezeit und Antworten darauf
- erster Brief an den Leiter der Strafvollzugsanstalt Halle vom Anfang November 1989
- zweiter Brief an den Leiter der Strafvollzugsanstalt Halle vom 22. November 1989
- Antwort des Postministeriums auf meine Eingabe gegen den Verbot des russischen Sputnik vom 25.11.1988
- Brief an meine Freundin Elisabeth (Westdeutschland) vom 19.Nov.1989 über den Mauerfall
- Brief in Spiegelschrift an eine Schulfreundin vom 09.Oktober 1989 (im Unterricht konnte ich über politische Dinge nicht offen schreiben)
Stasiunterlagen und Briefverkehr
- Antwortschreiben des Bundesamtes für Stasiunterlagen vom März 2003
- Kopien der Stasiakten (leider sind Akten mit weiterführenden Informationen nicht mehr erhalten, z.B. über das Erpessungsgespräch zur Anwerbung als IM – vielleicht tauchen sie aber noch auf, wenn die computergestützten Puzzleaktionen weitere Akten zugänglich machen)
- vorgetäuschter Brief des Jugentouristbüro Aue, mit dem mich die Stasi zu einem „Gespräch“ lockte
Sonstige eigene Papiere
- Zitat von Andrej Tarkowski – dieser Zettel hing zur Wendezeit an meiner Wohnheimtür
- Solshenizyn Text aus dem russischen Sputnik vom August 1989 (damals in der DDR verboten) – Handschriftliche Kopie – diese habe ich im Unterricht nebenbei per Hand vervielfältigt
- Solshenizyn Text aus dem russischen Sputnik vom August 1989 (damals in der DDR verboten) – Schreibmaschinen-Kopie – diese haben wir am häufigsten verteilt
- Solshenizyn Text aus dem russischen Sputnik vom August 1989 (damals in der DDR verboten) – als Schreibmaschinen-Kopie an meiner Wohnheimtür mit handschriftlicher Ergänzung
- Zählkarte – brav von mir ausgefüllt für den Grenzübertritt am 11.11.1989 (wollte nie jemand sehen)
- Notizzettel vom Oktober 1989, auf dem ich mündliche Nachrichten anderer zu den Geschehnissen zur Wendezeit festhielt
Aufrufe anderer Einrichtungen, Studentengruppen u.ä.
- Aufruf zur großen Studentendemonstration in Berlin am 17.11.1989 vom 25.10.1989 (vielfach abgetipptes „Original“)
- Aufruf zur großen Studentendemonstration in Berlin am 17.11.1989 vom 25.10.1989 (das war einer der zur Verteilung bestimmten Durchschläge)
- Aufruf der FDJ GO der Hochschule für Bildende Künste Dresden an alle künstlerischen Bildungseinrichtungen vom Herbst 1989
Aufrufe anderer oppositioneller Gruppen
- Neues Forum – „Aufbruch ’89“ – der erste Aufruf vom 10.09.1989 – Schreibmaschinen-Kopie
- Neues Forum – „Aufbruch ’89“ – der erste Aufruf vom 10.09.1989 – Nadeldrucker-Kopie (so etwas war sehr selten!)
- Neues Forum – Rundbrief vom 01.10.1989 – Schreibmaschinen-Kopie (Datei zu groß zum upload, muss ich in Teilen neu einscannen)
- Neues Forum – Rundbrief vom 01.10.1989 – handschriftliche Kopie (Datei zu groß zum upload, muss ich in Teilen neu einscannen)
- Neues Forum – Kreisausgabe Strausberg Infoblatt vom 28. 12.1989
- Demokratie Jetzt – Aufruf vom 12.09.1989
- Demokratischer Aufbruch – Rundbrief vom 02.10.1989
- Demokratischer Aufbruch – Programm Stand 17. 12.1989 (Datei zu groß zum upload, muss ich in Teilen neu einscannen)
- Sozialdemokratische Partei der DDR – SDP – Statuten vom Gründungsparteitag am 07.10.1989
- Unabhängiger Frauenverband – Statuten – Entwurf aus dem Herbst 1989
- Evangelisch Methodistische Kirche – Kirchenglocke – Rundbrief vom 22.10.1989 (Datei zu groß zum upload, muss ich in Teilen neu einscannen)
- Schrift von Ina Merkel – „Ohne Frauen ist kein Staat zu machen!“ vom Dezember 1989
Offizielle Verlautbarungen der DDR Medien zur Wendezeit
- Freie Presse vom 09.10.1989 zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR (Seite 1)
- Freie Presse vom 09.10.1989 – gleicher Tag wie oben, hinterer Zeitungsteil – 2 Artikel zu Protesten anläßlich des 40. DDR Geburtstags („Asoziale, Provokationen“)
- Propagandaheft mit Texten vom September 1989, die erklären, dass die Proteste und Ausreisen nur ein von langer Hand geplanter Coup der BRD seien
Als Bonus hier noch ein paar sehr gute weitere Quellen, die ich empfehlen möchte:
- Radiofeature Deutschlandfunk 3.10.2014: „Wo sind wir bloß hingekommen: Die letzten Monate der Stasi im Originalton„ von Elke Kimmel und Marcus Heumann
Liebe Frau Domscheit-Berg,
wir führen am 21./22. Februar eine Veranstaltung „Friedliche Revolution, Mauerfall, Wiedervereinigung – Bilanz nach 25 Jahren“ durch. Ihre Dokumente haben mir sehr geholfen, die damalige Stimmung und die inhaltlichen Forderungen zu verstehen.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Henning Uzar