Eine neue Herausforderung – Wahl zur Vorsitzenden bei den Piraten Brandenburg

Am 10. und 11.08.2013 fand in Bad Liebenwerda im Süden Brandenburgs ein Landesparteitag der Piratenpartei statt. Der Samstag war der Neuwahl des Landesvorstandes vorbehalten, am Sonntag stand die Weiterentwicklung unseres Landes-Wahlprogramms für Brandenburg im Mittelpunkt.
Der Landesverband Brandenburg und sein Vorstand haben es im letzten Jahr nicht so einfach miteinander gehabt. Das war ein Grund, warum man noch kurz vor der Bundestagswahl einen Wahlparteitag angesetzt hat. Der neue Vorstand sollte noch einmal durchstarten und noch vor dem 22.09. ein Zeichen setzen können. Um es vorweg zu nehmen – am Ende der Neuwahl fand ich mich als erste Vorsitzende des Brandenburger Landesverbandes der Piratenpartei wieder. Geplant war das nicht. Mein Mann, Daniel Domscheit-Berg, hatte schon seit längerem darüber nachgedacht, als politischer Geschäftsführer und Mitglied des Landesvorstandes zu kandidieren. Mit ihm gemeinsam hatte sich ein kleines Team hoch motivierter und kompetenter Piraten gefunden, die bereit waren, Verantwortung zu übernehmen – vor allem gemeinsam in einem schlagkräftigen Team, das sich gegenseitig grün ist und in dem alle Energie auf konstruktive Arbeit verwendet werden kann.
Am Vormittag des Wahlsamstag kam ich mit diesem Team ins Gespräch. Sie wollten als Kandidaten antreten aber es fehlte jemand Fünftes im Bunde. Ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, als Vorsitzende ein mögliches künftiges Vorstandsteam zu ergänzen und kam ins Grübeln. Nein, ich bin nicht scharf auf Vorstandsarbeit. Das ist zu 80% Admin und Koordination, davon 99% unsichtbar. Ein äußerst undankbarer Job, denn die Erwartungen der Basis kann man nur sehr schwer zufriedenstellen. Es ist auch nicht so, dass ich gerade nicht weiß, wohin mit meiner freien Zeit. Der Wahlkampf hält mich auf Trab aber auch durch den NSA Überwachungsskandal habe ich seit Wochen sehr viel Arbeit, vor allem mit Medienterminen, Interviews, Artikel schreiben und unsere Positionen dazu vermitteln. Ganz nebenbei habe ich Aufgaben in einigen Ehrenämtern und müßte auch mal wieder etwas Geld verdienen. Nein, so ein Vorstandsposten ist wirklich nicht das, was mir gerade gefehlt hatte.
Aber diese Partei liegt mir am Herzen und die Piraten, die mich ansprachen, gehören zu den Menschen in der Partei, denen ich am meisten vertraue, von denen ich weiß, dass sie ein großartiges Vorstandsteam sein würden und dass sie genau das Team sind, das unser Landesverband genau jetzt besonders gut brauchen kann. Gerade weil ich ihnen vertraue und weiß, dass es ein Team ist, auf das man sich auch bei hoher Arbeitsbelastung und im Zeitstress verlassen kann, habe ich am Ende den Vorschlag angenommen und für das Amt der ersten Vorsitzenden kandidiert. Ich habe meine Motivation auf dem Parteitag offen geschildert und auch nicht unerwähnt gelassen, mit welchem Team ich mir die beste Zusammenarbeit vorstellen kann und dass ich mir wünsche, dass diejenigen, die mich wählen wollen, auch dieses Team in den Vorstand wählen. Man kann das kritisieren, aber für mich ist diese Aufgabe eine erhebliche Zusatzbelastung, die ich mir nur gemeinsam mit einem guten Team zutraue und zumuten möchte. Ich fand es ehrlich, das genau so auch zu sagen, es gehört zu meinem Werteverständnis als Piratin, mit offenen Karten zu spielen. Dann kann jede/r in der Basis entscheiden, ob er oder sie das okay findet und entsprechend wählen. Eine Mehrheit der Basispiraten auf dem Landesparteitag fand das einen guten Vorschlag und schenkte sowohl mir als auch den anderen im Team ihr Vertrauen.
Nun stehen wir alle vor einer großen Herausforderung – den Landesverband durch eine ganze Reihe von Wahlen zu führen – Bundestagswahl, Landtagswahl, Kommunalwahl und Europawahl – alles innerhalb unserer Amtszeit. Das ist ein großer Brocken Verantwortung. Aber wir nehmen sie an und wir haben uns fest vorgenommen, unsere Kompetenzen, Energien, Zeit und Motivation ganz für die Piratenpartei einzusetzen, damit wir zusammen ein gutes gemeinsames Jahr haben werden und die Piratenpartei weiter als politische Kraft stärken können.
Den neuen Vorstand möchte ich gern vorstellen:
Cornelius Everding wurde zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Er ist ausgebildeter Jurist und Regierungsdirektor im Innenministerium des Landes Brandenburg und kennt sich bestens mit Verwaltung aus. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit eGovernment – mit dem Einsatz von Technologie und Internet, um die Interaktion zwischen Staat und Bürgern zu verbessern. Er kandidiert als Direktkandidat in Potsdam für die Bundestagswahl (Wahlkreis 61). Seine Wurzeln liegen im Bayerischen – er steht damit auch für das Zusammenwachsen von Ost und West.
Manfred Liedtke ist neuer Schatzmeister und übernimmt neben den Finanzdingen auch die Mitgliederbetreuung. Er lebt südlich von Berlin in Grünheide bei Erkner und ist im Vertrieb tätig. Ich kenne ihn als Arbeitstier, das ohne lange Diskussionen immer „hier“ sagt, wenn es etwas zu tun gibt und der in 100% dieser Fälle ohne viel Aufhebens 100% zuverlässig war. Den Wahlkampf für die Bundestagswahl hat er schon auf vielfältige Weise unterstützt. Ohne ihn gäbe es zum Beispiel die Piraten Aktionswoche in Müncheberg, Grünheide, Erkner und Bernau nicht, die ab 27.08. ansteht.
Daniel Domscheit-Berg ist Politischer Geschäftsführer im neuen Vorstand. Ja, er ist auch mein Ehemann und nein, optimal ist das nicht. Aber am Ende haben wir entschieden, dass es uns um die beste Besetzung und um Kompetenz geht und haben der Basis die Wahl dazu gelassen. Auch die Basis war offenbar der Meinung, dass Daniel unsere Kernthemen besonders gut politisch nach außen und nach innen vertreten kann, so wie er das ja auch schon länger macht. Seine umfangreiche Medienerfahrung kann uns auch bei der notwendigen weiteren Professionalisierung der Pressearbeit sehr helfen.
Friedrich Schumann als Beisitzer im Vorstand bereichert das Team nicht nur durch mehr Generationenvielfalt, denn er ist als frisch gebackener Abiturient der Jüngste im Bunde. In der AG Technik engagiert er sich schon länger und auch im Wahlkampf gehört er zu den Piraten, die man jederzeit ansprechen und um Hilfe bitten kann. Ihm ist kein Weg zu weit und keine Aufgabe zu schwer, er ist ein Machertyp. Finden kann man Friedrich im Straßenwahlkampf genauso wie in der Kinderbetreuung bei Parteiveranstaltungen oder als Experte bei einer der Brandenburger Kryptoparties.
Besonders großartig an diesem Team finde ich nicht nur die hervorragende Mischung von Fachkompetenzen sondern gerade auch die menschlichen Eigenschaften. Jeden von ihnen schätze ich als konstruktiv, integer, offen und optimistisch – genau die Mischung an Persönlichkeiten, die man sich in einem Führungsteam wünscht. Denn wer denkt, dass ein Vorstand immer nur Friede, Freude, Eierkuchen Zeiten haben wird, der irrt. Wir werden Stress haben und Konflikte austragen müssen, wir werden jede Menge Probleme zu lösen haben. Alles das können wir nur gemeinsam gut schaffen, in dem wir uns ehrlich begegnen und alle an einem Strang ziehen. Ich wiederhole mich – aber dieses Vorstandsteam ist dafür bestens geeignet und ich freue mich sehr darauf, mit diesem Team die Brandenburger Piratenpartei in den kommenden 12 Monaten als Vorsitzende unterstützen zu können.
Das Feedback von der Basis – auf dem Parteitag direkt nach der Wahl aber auch auf allen Arten Kommunikationskanälen von Piraten, die nicht am Landesparteitag teilnehmen konnten, war überwältigend und gibt uns noch einen Extra-Motivationsschub, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen und uns alle Vorschußlorbeeren mit guter Arbeit zu verdienen. Unser schönster Ansporn waren jedoch die vielen Reaktionen von Piraten, die mir schrieben, dass sie jetzt noch mehr Lust hätten, sich in den Wahlkampf zu stürzen, damit endlich frischer Wind in den Bundestag kommt und die Piratenpartei zeigen kann, wie anders sie dort Politik machen wird.
Wer sich für Details zum Parteitag interessiert, wird HIER fündig (das Protokoll ist in Kürze auch dort zu finden).
 

2 thoughts on “Eine neue Herausforderung – Wahl zur Vorsitzenden bei den Piraten Brandenburg

  1. Herzlichen Glückwunsch! Eigentlich müsstest du Bundesvorsitzende werden, du bist die kompetenteste Piratin, die ich kenne. Ich hoffe, die Partei sieht das auch bald ein.

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