Der letzte Tropfen war zu viel. Tschüss, Piratenpartei.

Vor 2,5 Jahren wurde ich Mitglied der Piratenpartei, weil ich glaubte, innerhalb der Partei effektiver für meine Überzeugungen kämpfen zu können. Ich trete nun aus, weil ich glaube, dass inzwischen das Gegenteil der Fall ist.
Ich bin es leid, wichtige Themen als sekundär zu erleben, weil das drölfzigste Gate wichtiger ist. Mitten im EU-Wahlkampf mit #keinHandschlag konfrontiert zu werden, war vor allem ein Schlag ins Gesicht unserer politischen Anliegen. Der Mißbrauch der technischen Infrastruktur der Partei durch den #orgastreik, um den ehemaligen Bundesvorstand unter Druck zu setzen, war für mich vorsätzliche Behinderung politischer Arbeit. Wenn dann unerwünschte Personen abgeschossen sind und ein Buvo nach sozialliberaler Fasson installiert ist, sind plötzlich #1000Hände bereit. Da waren die EU Wahlen aber leider schon vorbei.
Wo ist das Visionäre, Progressive, Mutige, das Neue und das Andere geblieben? Was ist das für eine „Netzpartei“, die einen vom Parteitag beschlossenen BEO (Basisentscheid ONLINE) als Briefwahl umsetzt? Das konnten SPD und Grüne schon viel früher. Wo sind unsere Antworten auf die Fragen, die die digitale Revolution aufwirft? Wo sind unsere originellen Wahlkampfaktionen? Wo sprengen wir den Parlamentsbetrieb durch disruptives Verhalten, das das System auch mal von innen in Frage stellt? Openantrag.de ist eine großartige und innovative Sache. Aber sie reicht mir nicht. Die visionärsten Pirat*innen waren sogenannte progressive, sie verlassen gerade reihenweise die Partei, sind schon längst weg oder werden nach wie vor von Parteiführung und sozialliberal-Flügel angegriffen. Es gibt Piraten, die halten Naziblockaden schon für Gewalt, sie reden von „freiheitlich-demokratischer Grundordnung“ (#FDGO), wenn sie eigentlich Angst vor Veränderung haben. Obrigkeitshörige, buchstaben-gesetzestreue Angsthasen, während in Schweden ein Peter Sunde im Gefängnis sitzt. Mit denen hätte man in der DDR keine Mauer eingerissen. Ich nehme den sozialliberalen Flügel als Flügel der Verhinderung wahr, als konservativ, vergangenheitsgerichtet, ängstlich und spaltend. Wenn mich jemand nach einem sozialliberalen Mitglied fragt, das was innovatives oder mutiges geschafft hat, fällt mir einfach niemand ein.
Ich habe nichts mehr verloren in einer Partei, deren „sozialliberale“ Mitglieder mehrheitlich die Zusammenhänge in einer digitalen Gesellschaft nicht verstanden haben und glauben, eine Konzentration auf 1, 2 Netzthemen sei ausreichend. Es gibt so viele Verbindungen zwischen all den Themen im Parteiprogramm – BGE und Asylrecht explizit eingeschlossen – und es tut mir weh zu sehen, dass das kein Konsens (mehr) zu sein scheint. Mit #reclaimyournetzpartei kann ich nichts anfangen. Ein Verein kann das tun, eine Partei braucht breitere Positionen und den großen Blick für Zusammenhänge und genau das wäre die Verantwortung dieser Partei gewesen.
Ich kann nicht mehr ertragen, dass rechte Gefahren verharmlost und linke herbeigeredet werden. Wenn selbst nach den Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg noch Piraten der Meinung sind, Linksextremismus ist eine Bedrohung in Deutschland oder Piraten waren doch leider nur zu links und sollte man nicht bei der AfD ein paar Erfolgsrezepte abgucken? – ja, dann fällt mir dazu nichts mehr ein.
Ich bin es überdrüssig, als Feministin angegriffen und beleidigt zu werden, oder solche Angriffe gegen andere mitzuerleben. Ich habe keine Lust mehr, #feminazi, #genderistin und #karrieregeil genannt und für den Niedergang der Partei verantwortlich gemacht zu werden. Das immer wieder kehrende Störfeuer, ich würde mich sogar an der Partei bereichern, ist absurd lächerlich, da offenbar diejenigen, die so reden keine Ahnung davon haben, wieviel eigene Zeit und privates Geld wir eingesetzt haben. Ich finde es jedes Mal unfassbar, dass es immer wieder Piraten gibt, die den Begriff „Piratin“ als satzungswidrig bezeichnen, die von #postgender reden, Diskriminierung leugnen und eine erschütternde Toleranz gegenüber Sexismus an den Tag legen.
Eine Partei, in der neuerdings Ordnungsmaßnahmen vom Buvo eingesetzt werden (sollen), um Flügelgegner auszuschalten, oder wo sie ausbleiben, weil sich Aggressionen offenbar „nur“ gegen den unliebsamen Flügel richten (#zusecrew) wo gejubelt wird, weil ein Flügelgegner die Partei verläßt oder von einer Kandidatur zurücktritt oder der halbe Saal laut buht, wenn aus dem „falschen“ Flügel eine kritische Wortmeldung erfolgt (#aBPT), hat ein Problem mit innerparteilicher Demokratie. Ich habe mich dazu auf eben jenem aBPT im Juni mit einer Rede geäußert, das kann man HIER nachhören. Damals hatte ich noch einen Rest Hoffnung. Nun nicht mehr.
Die gute Nachricht: an meinen Überzeugungen hat sich vor, während und nach meiner Mitgliedschaft nichts geändert. Ich werde weiterhin dafür kämpfen, die Welt zu verbessern – als kleines Zahnrad in einem großen Getriebe, weil ich immer noch glaube, dass auch kleine Zahnräder dazu beitragen können. Ich bin immer noch links, feministisch, antifaschistisch, progressiv und immer noch Kämpferin für Freiheit in einer digitalen Gesellschaft. Ich bin dankbar für die vielen großartigen Menschen, die ich durch die Piratenpartei kennenlernen durfte. Unsere Wege werden sich weiter kreuzen.
PS: Früher hat es mir noch viel ausgemacht, mitzuerleben, wer (und wie) jubelt, wenn bestimmte Menschen die Piratenpartei verlassen. Es ist mir inzwischen egal, wer bei meinem Austritt Sektkorken knallen läßt oder Wetten gewinnt.

 

84 thoughts on “Der letzte Tropfen war zu viel. Tschüss, Piratenpartei.

  1. Deinen Schritt kann ich nur zu gut verstehen. Und ich denke, du wirst auch in Zukunft nicht die einzige sein, die den Schritt gehen wird. Nach meiner Amtszeit im Oktober werde ich wohl das selbe tun.
    Ich danke dir für dein Engagement und freue mich darauf, dich wieder politisch in Aktion sehen zu können.

  2. Liebe Anke,
    ich bin keine Piratin und auch kein Pirat, ich habe die Piraten nur ein paar Mal gewählt.
    Dass du sie jetzt verlässt, kann ich gut verstehen.
    Aber ich will mich gar nicht weiter zu dieser Partei äußern. Mir ist es wichtig zu wissen, wie und wo du dich weiter engagieren willst. Meine Stimme hast du, solange du dir selbst und deinen Überzeugungen treu bleibst.

    • Ich ebenfalls. Auch ich als ehemaliger DDR-Menschenrechtler danke dir, daß du dir und deinen Überzeugungen treu bleibst und dich durch den Politikalltag nicht korrumpieren läßt. Ja, man kann nach den Ergebnissen in Thüringen wieder Angst haben, weil die Menschen offenbar ihre frühere Diktaturerfahrung vergessen haben

  3. schade, du warst eine der letzten personen, die mich noch in der partei gehalten haben …
    die ideen waren so gut. was ist daraus geworden … 🙁
    wer gewinnt? wer hat dafür gezahlt?
    gruss, hanne

    • Wer gewinnt? Das Establishment, leider.
      Wer hat dafür gezahlt? Hm, ich hatte vor allem hohe Kosten und materiellen Einbußen durch die Piratenaktivitäten. Ich befürchte, zumindest in 99% aller Fälle, hat niemand irgendwem was bezahlt. Piraten waren einfach gratis so destruktiv miteinander. Das schließt das 1% nicht aus, das vielleicht jemand geschickt und dafür entlohnt hat, aber ich glaube, mindestens in den letzten 12 Monaten hätte dafür kein Geheimdienst der Welt mehr einen Cent in die Hand genommen. War einfach nicht nötig. Und am Ende macht es die Masse. Wir hatten ja nicht einen oder zwei oder drei Agents Provocateurs sondern ganze Rudel davon.

  4. Ich kann mit „linker Flügel“ oder „rechter Flügel“ nicht viel anfangen, ich kenne nur Gut oder Schlecht. Und ich finde Du hast gute Arbeit geleistet. Schade.
    Wir werden auf lokaler Ebene weitermachen, denn irgendwie braucht es ein Gegengewicht zu denen, die sich die Republik untereinander aufgeteilt haben. Allerdings, wenn sich die Piratenelite gegenseitig ganz zerbröselt wird es irgendwann nicht mehr gehen. Schade.
    Alles Gute weiterhin.
    Ciao Richard

    • Ich wünsche Euch viel Erfolg! Es gibt in der Tat viele Piraten, die in Parlamenten auf Landes- oder kommunaler Ebene gute Arbeit leisten und einen Unterschied machen. Ich kenne etliche davon. Ihr habt es nicht leicht in dieser Zeit aber Eure Arbeit ist sinnvoll, immer dann, wenn Ihr die Piratenwerte und das Programm als Grundlage Eurer Arbeit habt. Alle die, für die das zutrifft, haben meinen Respekt dafür. Es sind nicht wenige.

  5. Ende der 80er hatte ich ähnliche Ambitionen wie du…. damals wurde mir ziemlich hart vor Augen gehalten das meine Ansichten und Meiningen nicht interessieren. Wenn ich weiter nach oben will dann hätte ich gefälligst … blabla…
    Also habe ich das Parteibuch zurück gegeben….und mir geschworen nie wieder Politik… Ich kann und will nicht Arschkriechen!
    Als die Piraten dann vor Jahren auf die Bühne kamen bin ich zu zwei Treffen gegangen und war mir danach darüber im klaren das ich meine mirgegenüber getätigte Aussage „nie wieder Politik“ nicht revidieren werde, schon gar nicht mit den Piraten…… Das war glaube ich 2010… und ich hatte Recht….

  6. Naja,immerhin hast du das lange ertragen.
    Aus eigener Erfahrung kenne ich das Dilemma:Man hat viel Kraft Zeit und guten Willen investiert und will natürlich nicht,das das alles im Nachhinein umsonst und sinnlos war.
    Klar gibt es sicher auch gerade bei den piraten jede Menge Chauvinisten,die Frauen am liebsten pauschal jedes politische oder gesellschaftliche Bewußtsein am liebsten absprechen würden.
    Umgekehrt habe ich aus eigener Erfahrung auch die eine oder andere Piratin erleben müssen,die offenbar meinten,Frau sein ist per se schon eine politische Haltung,ein politisches Programm.
    Ich persönlich sehe da keinen Unterschied,ob das nun ein Pirat war,oder eben eine Piratin,die da wieder mal absoluten Blödsinn von sich gab,leere Phrasen drosch,oder viel redete,aber am Ende nicht in der Lage war die simpelsten Dinge halbwegs effektiv auch wirklich zu tuen.
    Nun halte ich ein gewisses Geltungsbewußtsein bei Menschen generell durchaus für natürlich und akzeptabel.Was ich in meiner Piratenzeit aber an Imponiergehabe,Selbstdarstellung,krankhaft karrieristischem Streben nach Posten und Positionen erleben mussste,hat dann das Maß dessen,was ich noch als normal empfinden würde deutlich überstiegen.
    Wie können erwachsene Menschen sich ernsthaft darum streiten,wer Navigator oder Kapitän einer Crew sein soll.Reine Ehrenämter ohne jedwede politische Macht,ohne nennenswertes Sozialprestige.
    Das war übrigens unabhängig vom Geschlecht.

  7. Hallo Anke. Ich bedaure sehr deinen Rückzug und wünsche Dir alles Gute für die Zukunft. Aufdass man trotz aller Differenzen weiter für die gleichen Ziele einer emanzipatorischen, humaneren,freieren und gerechteren Gesellschaft kämpft.

  8. Alles Gute für die Zukunft – mir wirst du nicht fehlen.
    Du und deine politischen Vorstellungen waren absolut
    überbewertet. Ich glaube eine vernünftig ausgerichtete
    Partei auf Themen welche die Bevölkerung wirklich
    interessieren ist ohne dich besser dran

    • Ich werde mit Interesse verfolgen, wie in demnächst die Piratenpartei als Phoenix aus der Asche steigt, mit Themen, die die Bevölkerung wirklich interessieren… Bin sehr gespannt, welche das sein werden. Köpfe gibts ja keine mehr, auf die man neugierig sein könnte, aber „Themen statt Köpfe“ funktioniert bestimmt super. Vielleicht nicht so sehr bei Medien, aber Medien sind ja eh doof, sowas braucht eine piratige Piratenpartei gar nicht, sie hat ja Twitter. /ironieoff

  9. Immer noch Schade dass du gehst. Versteh dich auch , leider muss ich schon sagen dass der Umgang mit gewissen Themen bei gewissen Menschen unabhängig von der Wichtigkeit des Themas im gesamtpolitischen Kontext für den Niedergang in den Umfragen gesorgt hat. Es sind sicher nicht „die Feministinnen“ schuld am Untergang, aber es waren eben sie die in ihrer absoluten Prinzipienreiterei dafür gesorgt haben dass sich die Gräben so weit aufgespalten haben und Menschen zu unmöglichem Verhalten ermutigt wurden. Die Polarisierung hat mit dem Kegelklub angefangen und da ich schon selber Opfer dieser Meute geworden bin , hält sich meine Sympathie und mein Verständnis ihre Methoden betreffend in Grenzen die sich null annähern

    • Die Feministinnen haben ganz bestimmt nicht mit ihrer „Prinzipienreiterei“ für „Gräben in der Piratenpartei gesorgt“ und „Menschen zu unmöglichem Verhalten ermutigt“, das ist nicht nur klassisches Victim Blaiming (á la „selbst schuld, wenn Ihr die Maskus provoziert“) sondern lenkt auch ab von tatsächlichen Ursachenanalysen. Ich habe ja einige Probleme benannt, es gibt noch etliche andere. Einfache Schuldzuweisungen verhindern jedenfalls regelmäßig, dass ein eher komplexes Problem gelöst werden kann. Ich habe eine „Meute“ jedenfalls aus anderen Richtungen erlebt und schön war das auch nicht. Der Umgangsstil innerhalb der Piratenpartei und die Toleranz gegenüber unsäglichem Verhalten ist eines der ungelösten Probleme.

  10. Ich kann es Dir gar nicht oft genug auf Twitter sagen oder dir ins Gesicht in Reallife: „Danke“!
    Danke für deine bisherige Arbeit, danke für deine fundierte Professionalität unsere Themen in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Danke dass du es als eine der wenigen geschafft hast, mit fachlicher Relevanz Themen auf der Straße, in Zeitungsberichten- und Interviews, in Talkshows oder auch in podcasts glaubhaft zu vermitteln. In dieser Vorbildfunktion wirkst du bei mir noch immer nach. Ich drücke dir die Daumen für alles was dem hier nachfolgt. Du bist toll!

  11. Wo ist das Visionäre, Progressive, Mutige, das Neue und das Andere geblieben?
    Liebe Anke,ich habe nie verstandcen, was an Feminismus, Kommunismus und ANTIFA visionär, progressiv, neu oder anders sein soll. Ich kenne das allesseit mehr als 40 Jahren. Sogar bei Mutig fehlt mir da nahezu die gesamgte Assoziation.
    Ich bin liberal, mein ganzes politische Leben und Denkvermögen lang geswesen. wegen dem, was Ihr da bei den Piraten gestalten wolltet, bin ich kein Pirat geworden, das alles hätte ich lange schon bei GRÜNEN, LINKEN und teilweise SPD haben können. Freiheit aber bekomme ich bei keiner Partei, bei den Piraten wird es zunehmend schwerer. Ein Wahlprogram voller Verbote und ein politischer Aktionismus, der sich in Lautstärke Gebrüll, Organisation von demos zu allem und jedem und möglichst Schrillem auftritt äußert, war auch nie mein Ding.
    Deshalb farewell. Du tust den Piraten unrecht, das weißt du genau. Und das nur, weil sie sich nichbt Deinemwillen und dem Deiner Gleichgesinnten beugen wollen. Ein paar gefällige udn recht gut absolvierte Talkshowauftritte täuschen darüber nicht hinweg.
    Und lieber gehen die Piraten unter, als dass sie daran scheitern, das umzusetzen,was allen Linken Parteien der letzten 50 jahre nicht gelungen ist. Bitte vergiss nicht Kyra mitzunehmen.
    Wo es keine gemeinsamen Werte gibt, kann es auch kein gemeinsamen politischen Erfolge ergeben.
    Wer hat euch aufgefordert, die Piraten als linke Partei zu bezeichnen? Ich bin Liberaler und hätte mir nie angemaßt, die Pirarten als liberale Partei zu bezeichnen. Ich habe gegen die Bezeichung als „sozialliberale“ Partei auf dem LPT in Bayern gestimmt. Meine Hoffnung war, dass sich diese Weltanschauungen erstmal sachlich mit einer Auflösung und Überwindung dieses unnötigen politschen Konflikts befassen. Wenn das nicht funktioniert, dann ist es eben auch gut.
    Und jetzt hör auf, auf die die bleiben einzuschlagen.
    Thomas Blechschmidt

    • Hallo Thomas,
      Toll, dass Du Feminismus, Kommunismus und so weiter schon seit mehr als 40 Jahren kennst, allerdings macht das „Kennen“ aus den Begriffen noch keine gesellschaftliche Realität. Zum Beispiel wurde schon häufiger festgestellt, dass Feminismus der sehr ungewöhnliche und radikale Ansatz ist, Frauen für Menschen zu halten und Ihnen auch in der gelebten Alltagspraxis die gleichen Rechte einzuräumen. Ich kenne jedoch kein Land auf dieser Welt, in dem Frauen das als reale Erfahrung erleben dürfen. Insofern: total revolutionär und progressiv, denn konservativ sein heißt, den Status Quo zu pflegen, auch wenn es ein beschissener und ungerechter ist. Mutig ist im übrigen die Umsetzung solcher Visionen und nicht die Kenntnis ihrer Existenz. Wie Du auf Kommunismus kommst, weiß ich gar nicht. Wurde ja nie debattiert. Vielleicht verwechselt Du das mit Commonismus? Der ist allerdings recht visionär, aber nur, wenn man ihn nicht verwechselt.
      Wenn Dein Bild von Freiheit heißt, jeder darf machen, was er will, auch wenn es sich dabei um rassistische/sexistische/homophobe oder sonstige Kackscheisse handelt, dann – ja, dann bist Du wohl ein Arschloch. Mir fällt da auch bei längerem Nachdenken nichts Vornehmeres ein. Gemeinsame Werte habe ich wohl mit Dir tatsächlich nicht. So be it.
      Mich hat auch niemand aufgefordert, die Partei als linke Partei zu bezeichnen. Aber face it: das Programm der Piratenpartei war und ist ein linkes Programm mit klaren linken Positionen, es wurde mit Zweidrittelmehrheiten vom höchsten Organ der Partei – dem Bundesparteitag – verabschiedet. Du hast Dich wohl einfach in der Partei geirrt. Oder wie offenbar viele andere konservative Piraten, vom Parteiprogramm schlicht keine Ahnung. Vielleicht liest es Du es einfach mal abends vor dem Schlafengehen, obwohl, Du bekommst davon vielleicht Alpträume.
      viele Grüße
      Anke Domscheit-Berg

    • Demos und lautstarkes Gebrüll?
      http://wiki.piratenpartei.de/Parteiprogramm#Gemeinsam_gegen_Rassismus
      Thomas ich bleibe, weil das Programm jetzt schon geil ist und Leute wie Anke an wichtigen Stellen mitgearbeitet haben. Wenn du diese Stellen als unwichtig erachtest, dann kannst du gern zum nächsten Wahlkampf nach SN oder TH kommen und in einer Region Plakate hängen, welche Wahllokale mit 40, 50% AFD+NPD Ergebnis haben – > klarmachen zum ändern klarmachen zum ändern Die Piratenpartei will sich auf die im Programm genannten Themen konzentrieren, da wir nur so die Möglichkeit sehen, diese wichtigen Forderungen in Zukunft durchzusetzen. Gleichzeitig glauben wir, dass diese Themen für Bürger aus dem gesamten traditionellen politischen Spektrum unterstützenswert sind, und dass eine Positionierung in diesem Spektrum uns in unserem gemeinsamen Streben nach Wahrung der Privatsphäre und Freiheit für Wissen und Kultur hinderlich sein würde.
      Nun Anke dir alles Gute für deinen weiteren Weg, ich kann dir ned sagen wie viel Wasser mir in den Augen steht.. das gilt nicht nur bei dir auch für andere, die an Land gegangen sind.
      Schaut euch doch mal DIE LINKE an.. die sind total toll *hust* aus Erfahrung..

  12. TOLL!
    Die Piraten werden mit Ihnen noch einen Linksradikalen Möchtegern-Karrieristen los. Was Besseres hätten Sie der Partei nicht antun können.
    Wir freuen uns!

    • Dann freut Euch, aber beim nächsten Kommentar bitte den Text gendern, sonst wird er nicht mehr freigeschaltet. Es heißt „Linksradikale Möchtegern-KarrieristIN“.
      Ich habe auch gern mal wieder etwas Gutes für die Partei getan. Manchmal ist das so einfach…dass ich da nicht früher darauf gekommen bin! Wahlkampf war immer so anstrengend.

    • Meine Karriere? Nachdem ich Direktorin bei Microsoft, Managerin bei McKinsey und Accenture und jetzt seit über 3 Jahren erfolgreich selbständige Unternehmerin bin, mein zweites Buch vor der Veröffentlichung steht und ich für alle mögliche Medien regelmäßig Artikel schreibe, kann ich eigentlich nicht klagen. Danke der Nachfrage. Es wird meinen geschäftlichen Aktivitäten sehr zuträglich sein, jetzt wieder mehr Zeit für bezahlte Tätigkeiten zu haben, so eine Partei kann ja echt Zeit rauben. Auch werde ich jetzt wohl nicht mehr hören müssen: „normalerweise bezahlen wir diese Aufträge, aber da Sie ja Piratenpolitikerin sind, können wir Ihnen dafür leider nichts zahlen, aber sie bekommen dafür Sichtbarkeit für die Piraten“ oder alternativ: „wir würden Sie ja gern damit beauftragen, aber Sie sind assoziiert mit einer politischen Partei und da geht das leider nicht“. Also gute Aussichten für meine Karriere und ich muss sagen, ich freue mich auf diese Entwicklung!

  13. Liebe Anke, es tut mir leid, dass du die Piraten nicht mehr als deine politische Heimat betrachten kannst. Ich wünsche dir alles gute.

  14. Werte Frau Berg,
    Der Inhalt ihres Abschiedstextes fußt auf keinerlei Realität die man auf dem Planeten Erde vorfinden könnte.
    Dies ist dann auch gleichzeitig kurz und knapp der Grund wieso die Piraten gerade so grandios unter gehen.
    Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bezweifel gar nicht, dass Sie die Welt verbessern wollen. Aber um das auch nur ansatzweise tun zu können, muss man die Welt zu einem gewissen Mass verstanden haben.
    In diesem Sinne ist zu befürchten, dass die Spur der Zerstörung beim Zusammenbruch der Piraten nicht enden wird.
    Es gibt noch Menschen, die mit echtem Sachverstand ohne jedwede Ideologie Problem tatkräftig anpacken und lösen. Diese Menschen verändern die Welt.
    Und das, ist die gute Nachricht.
    mfg
    B.G.

    • Werter Herr Berg (ich bin mal so frei, auch Ihren halben Nachnamen wegzulassen),
      Ihre umfassende Kenntnis des Planeten Erde ist beeindruckend und Ihre Theorie, die Piraten gehen gerade deshalb so grandios unter, weil mein Abschiedstext so fern der von Ihnen wahrgenommenen Planetenrealität ist, ist schon sehr originell. Glückwunsch für diese kreative Glanzleistung!
      Es beruhigt mich, dass Sie Menschen kennen, die „mit echtem Sachverstand und ohne jedwede Ideologie Problem(e) tatkräftig anpacken und lösen“ und damit die ganze Welt retten werden. Dann ist ja noch nicht Hopfen und Malz verloren! Falls Sie einer jener begnadeten Menschen sind: viel Erfolg beim Retten Ihres Planeten (ich werde den Eindruck nicht los, es ist ein anderer als der, auf dem ich lebe, auch wenn Sie ihn gleichermaßen „Erde“ nennen, vielleicht ist es ja eine Erde in einem Paralleluniversum?),
      mfg.
      ADB

  15. Ich bin nicht Mitglied der Piraten, habe also insofern keinen Einblick in die „Internas“.
    Das geschilderte Verhalten (Jubel bei Aus-/Rücktritten) auf Parteitagen passt aber in das Bild, das zahlreiche „Hass-Tweets“ bei Twitter auch zeichnen.
    Unabhängig von inhaltlichen und auch persönlichen Differenzen, die es in einer Partei immer gibt und geben muss, ist dieses Verhalten absolut unterirdisch und mit „Kindergarten“ wirklich noch zu wohlwollend umschrieben.
    Ich kann von daher die Austritte von Dir und anderen Piraten gut nachvollziehen, finde es aber trotzdem schade, das damit das „Schiff“ endgültig aufgegeben und dem Mob überlassen wurde, der es zu versenken wissen wird. Mit untergehen werden leider vermutlich viele gute Ideen und Konzepte, die die Partei bisher positiv von anderen unterschieden hat.
    (P.S.: Falls die Neugründung einer freiheitlichen linken Bürgerrechtspartei erwogen wird, bitte Bescheid sagen ;-))

    • Deine Argumente waren der Grund, warum ich doch sehr lange mit mir gekämpft habe in den letzten Monaten. Aber wenn man einfach keine Hoffnung mehr auf Veränderung hat, muss man gehen, weil ein aussichtsloser Kampf zu viele Kräfte zehrt. Mir ging das sehr an die Substanz und mehr und länger schaffe ich das nicht. Ich kann „meinen Themen“ besser dienen, wenn ich meine Energie woanders einsetze, ohne soviel davon sinnlos zu verbrennen.

  16. Liebe Anke,
    es tut weh mit ansehen zu müssen wie die Piratenpartei sich entwickelt hat und wie sie Menschen wie Dich kaputt macht und hinausdrängt. Ich halte sehr viel von Dir und habe Dein Handeln stets ein wenig verfolgt. Als Du bei den Berliner Bündnisgrünen ausgetreten warst, habe ich Dir geschrieben und meine Skepsis zum Ausdruck gebracht. Ich empfand es als schmerzlichen Verlust für unsere Partei. Ich würde mich freuen wenn Du Deine Projekte und Ideen, die parteipolitisch unterstützt werden können, wieder bei uns einspeisen könntest. Wir in Brandenburg und insbesondere in den peripheren Regionen brauchen jeden Input aus der progressiven Ecke.
    Viele liebe Grüße
    Clemens Rostock

    • Danke für das freundliche Feedback. Aber ich glaube, ich brauche eine Parteienabstinenz. Vielleicht ändert sich das ja mal wieder aber im Moment ist da der innere Wunsch nach Unabhängigkeit von innerparteilichen Strukturen. Eine Partei, wie ich sie mir wünschen würde, gibts leider gerade nicht. Es wäre ein grün-pirat-linke-mix.

  17. Von Parteien werden niemals nennenswerte Reformen kommen. Nennenswerte Reformen im Sinne der Allgemeinheit mußten bisher immer bitter erkämpft werden – gegen die Interessen der Besitzenden..

  18. Pingback: Austritte: Piratenpartei verliert ihre prominenten Köpfe | germany today

  19. Ich habe mir Deine Rede bei Youtube noch einmal angesehen. Diese Piratenpartei wird obsolet. Warum wird sich momentan nichts in der Gesellschaft ändern? Schau Dir die Piratenpartei symptomatisch an, sie ist nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. So läuft es tagtäglich in der Realität, gegeneinander kämpfen, sich wegmobben, Neid, der sich bis zum Hass steigert. Die Oberschicht lacht sich kaputt, sie schaut gemütlich zu, wie sich der Pöbel da unten gegenseitig fertig macht.
    Man kann nur eins tun, das versuche ich täglich weiterhin zu leben: Ich habe meine Ideale, meinen Standpunkt, der kann richtig oder falsch sein, aber ich habe eine EIGENE Meinung, eine Anschauung von der Welt. Ich habe als ehemaliger DDR-Bürger selbst erfahren müssen, wohin ein Überwachungsstaat letztendlich unweigerlich führt. Er erzeugt von der Kindheit bis zum Tode permanent von Angst geprägte Menschen mit 2 Meinungen (was für eine Schizophrenie), private and public voice. Was mich immer wieder erstaunt, warum so viele ehemalige DDR-Bürger sich nicht empören, ja auch zornig werden, den ganzen Schei… noch einmal miterleben zu müssen? Die Medienkonzerne haben offensichtlich die Bürger weichgespült, versimplifiziert, das Denken abgenommen. Vor dem Wahkampf schnell noch ein Feuerzeug von der SPDCDUGRÜNEAFDLINKE abgreifen, kurz vor der Wahlkabine noch eine rauchen, was steht auf dem Feuerzeug, achja, was soll ich wählen, achja. Wenn der Bürger sich überhaupt auf den Weg macht zur Wahl.

  20. Liebe Anke,
    die Piraten waren mal sehr vielversprechend. Ich finde, eine Partei, die all die Einflüsse der neuen Technologien auf die Gesellschaft im Blick hat, wäre extrem wichtig für uns alle.
    Schade, dass die Piraten dich und so viele andere enttäuscht haben.
    Dennoch braucht die politische Landschaft engagierte Leute wie dich.
    Vielleicht hast du ja Lust, mal bei der Linken bzw. Linksjugend vorbeizuschauen.
    Ich weiß nicht, ob in deinem Wohnumfeld eine vernünftige Ortsgruppe existiert (leider, leider gibt es ja auch unvernünftige Ortsgruppen 🙁 ), aber du kannst ja mal schauen.
    Auf jeden Fall möchte ich dich herzlich einladen.
    Was auch immer kommt – viel Erfolg und Glück weiterhin!

  21. Viele Wege führen ans Ziel. Du wirst den richtigen finden und die richtigen Menschen, die Du dafür benötigst. Es ist so wichtig, dass Ihr nicht auf- und nicht nachgebt. Ihr habt das Wissen, um das Euch die einen beneiden und andere euch am liebsten zum Teufel wünschen. Du weißt warum. Ich wünsch Dir viel Kraft und eine starke Gesundheit. Alles Gute für Dich, Deinen Mann und die ganze Familie!

    • Ja mach mal, es wäre ja schade, wenn gar keiner mehr die Piraten wählt! Die Verbliebenen freuen sich über jede Stimme. Über Deine sogar ganz bestimmt ganz besonders.

  22. Bravo Anke,
    hatte vor ein paar Monaten Gelegenheit, Dich in Düsseldorf live zu erleben und mich gefragt, was eine intellektuelle, emanzipierte und zudem noch göttlich amüsante und schlagfertige Frau machen will. in diesem traditionalistischen (schlimmer als die CSU) Männer-Stammtischverein, der jede Kritik stante pede als „unpiratig“ abmeiert, wo bis zum Geht-nicht-mehr gemobbt wird, aber zu eigenständiger politischer Weiterentwicklung völlig unfähig ist.
    Deine Motivation vermag ich aus eigener Erfahrung nur voll unterstreichen.
    Inzwischen haben landauf, landab zahlreiche politische Menschen aus unterschiedlichen, teils völlig diametralen Motivationen, die längst nicht den meinen entsprechen, diesem freudlosen „Ein-Punkte“-Kindergarten, der ansonsten nahezu sämtliche Ideen von anderen klaut und das auch noch programmatisch begründet, den Rücken gekehrt.
    Schade um das versenkte Experiment Piratenpartei, schade um Glanzlichter wie Dich,

  23. Ich finde deine Eintscheidung absolut nachvollziehbar und bin gespannt, wo oder wie du dich weiter einbringen wirst für die Sache!

  24. Mit Entsetzen sehe ich, dass die Piratenpartei sich selbst zerlegt. Mein Problem: Ich bin überzeugter Liberaler und weiß nicht, was ich noch wählen kann.
    Früher habe ich FDP gewählt. Das war die liberale Partei in einem überschaubaren Sortiment. Dann wurde die FDP zur Partei der Wirtschafts-Lobbyisten. Die letzten FDP-Kreuzchen habe ich nur noch mit Wut gemacht. Da kamen mir die Piraten gerade recht. Ich wählte sie quasi als die neuen Liberalen.
    Und nun? Jede Partei will den Bürger zunehmend gängeln. Die CDU/CSU will den Sicherheitsstaat. Sie protestiert nicht mal gegen die NSA-Überwachung. Bei der wuchernden Bürokratie ist die Union nicht mehr viel besser als die SPD. Die SPD träumt weiter von der monströsen Umverteilungs-Bürokratie. Totale Gerechtigkeit durch totale Bürokratie. Die Grünen würden auf die SPD-Bürokratie wohl noch eine ökologische Staffelung draufsetzen, also noch mehr Regulierung.
    Die FDP ist nur noch für die Freiheit der Wirtschaft. Oft bedeutet das für den Bürger zusätzliche Unfreiheit. Und von Radikalkram reden wir gar nicht erst, wenn es um Liberalität geht. Muss ich die Liberalität bei irgendwelchen Splitterparteien suchen? Bei welchen? Nicht wählen kommt gar nicht in Frage! Doch wieder Piraten wählen? Die klassische Liberalität steht bei den Parteien mit Chance auf Einzug in die Parlamente nicht mehr zur Wahl!
    Einige Liberale wollen eine neue liberale Partei gründen, die sich an den Werten der früheren FDP orientiert. Über die 5-%-Hürde wird sie kaum kommen. Die Piraten hatten die Chance. Leider wurde sie versemmelt.
    🙁

  25. Moin Anke,
    trotz unserer, äh, Differenzen: es ist sehr schade, dass du dich dazu entschlossen hast zu gehen (und im Gehen alle, die bleiben wollen, pauschal in einen Topf geworfen hast).
    Ich würde mich freuen, wenn du es dir noch mal überlegst. Doch, wirklich.

  26. Danke. Nachdem die Piraten von angeblich Linken wie Dir, die in Wahrheit stramm konservativ und reaktionär sind, fast zu Tode gesegelt wurde, gibt es nun doch noch ein wenig Hoffnung, dass die ursprünglich fortschrittlichen Gedanken der Piraten das Schiff doch noch retten.

    • LOL… dieser Kommentator ist etwas unkreativ, deshalb schreibt er den gleichen Satz gleich an mehrere, die ausgetreten sind. Wenn er Pirat sein sollte, dann möge er weiterhin viel Spaß dabei haben. Wenn nicht,- well, ist mir eigentlich auch egal.

  27. Pingback: Tschüs Piraten « mädchenblog

  28. Ei pardauz: @Molli M on September 21, 2014 at 4:56 pm said:
    Wenn Veränderungen angeblich nicht von Parteien kommen, von wo dann? Wer soll denn das wie machen, was du da so dahersagst als „erkämpfen“?
    Und „Reformen“ sind das, was das Wort selbst sagt: VerFormen, besser: Formen – und das (ohne Parteigebinde) erkämpfen?
    Auch „Bewegungen“ sind letztlich nur Parteien für ihre Sache.
    Ich denke mal, die Geschichte belegt sehr krass das Gegenteil deiner Meinung, allerdings im Positiven wie im Negativen:
    NSDAP war eine Partei …
    SED war eine Partei …
    Die Grünen waren eine Partei (heute etwas verstrikt im eigenen „Bündnis“-Faden) …
    Die SPD war – und ist eine Partei …
    usw. usw
    Allerdings solltest du nicht von jeder Partei die von dir für sinnvoll erachteten Veränderungen erwarten, das wäre wohl naiv.
    Aber:
    Ohne Partei(nahme für …!) wurde noch nie etwas bewegt, ohne Organisation von Meinung – etwas anderes ist Partei nicht, nie.
    Alle, die das ohne dem versucht haben, sind sang- und klanglos in den Tiefen der nicht mehr erwähnten Geschichte verschwunden:
    Keine Revolution in diesem Sinne (mit und ohne Partei) hat bisher ihr gemeintes Ziel erreicht, erst recht nicht nachhaltig, aber alle haben ihre Eltern und Kinder verzehrt, bis zur Unkenntlichkeit, die damit ihre Ziele letztlich unfreiwillig selber in die Tonne gehauen haben.
    Letztes Beispiel: Sogenannte „Revolution“ in der DDR …
    Dein Spruch sagt sich so leicht und nur anscheinend bedeutungsschwanger daher, es lohnt sich, mal den (Betrachtungs)Standpunkt zu wechseln um auch andere Perspektiven prüfen zu können.

    • Ich habe gar nicht davon gesprochen, dass politische Arbeit in Parteien generell sinnlos ist. Ich sprach von der Effektivität meines Engagements für Themen, die mir wichtig sind, als Mitglied der Piratenpartei. Ich glaube einfach, dass diese Mitgliedschaft mich mehr Energie kostet, als ich erübrigen kann. Ich brauche diese Energie für die Sache selbst… Dass andere Menschen in anderen Parteien etwas bewegen können, und damit auch die Parteien selbst, ist doch gar keine Frage. Bestes Beispiel: Birgitta Jonsdottir in der Piratenfraktion im Isländischen Parlament. Tolle Arbeit, viele echte Ergebnisse. Auch von Julia Reda, der Piratenabgeordneten im EU Parlament in Brüssel, weiß ich, dass sie einen Unterschied dort macht – einen positiven.

  29. @Dirk on September 21, 2014 at 5:42 pm:
    Ich bin verwundert über die von dir verkündete Neuigkeit, daß die Piratenpartei „ein Spiegelbild der Gesellschaft“ sei.
    Wußtest du das nicht:
    Jede Partei ist so ein „Spiegelbild der Gesellschaft“, wieso auch nicht, das ist doch deren Ziel – oder wie? Genau dazu sind sie doch da, die Teile (der Gesellschaft), die Parts, die Parteien.
    Wieso also die Piraten nicht? Wenn sie den Zustand von Gesellschaft spiegeln, sind sie zunächst richtig, die Frage ist doch, was daraus gemacht wird …
    Und nur im (transparenten) Widerstreit ergibt sich die demokratisch händelbare Lösung von Konflikten, ohne die absoluter Stillstand angesagt wäre. Wie gesagt: Im Streit – nicht im Zank.
    Dann meinst du auch:
    „Ich habe als ehemaliger DDR-Bürger selbst erfahren müssen, wohin ein Überwachungsstaat letztendlich unweigerlich führt. Er erzeugt von der Kindheit bis zum Tode permanent von Angst geprägte Menschen mit 2 Meinungen (was für eine Schizophrenie), private and public voice.“
    Mit Verlaub, aber z.B. die Anke Domscheit-Berg ist doch eine ganz passable und respektable Person DABEI geworden, in dieser DDR, oder etwa nicht?
    Oder beziehst du deine Sicht von „private and public voice“ in dieser Schlußfolgerung etwa auf Ihren Austritt aus den Piraten?
    Ich verstehe da etwas nicht, zumal du doch offensichtlich aus einem (vorgeschichtlichen) Überwachungsstaat nun in einem richtigen funktionierendem Überwachungsstaat (dank „Erkämpfung“) gelandet bist und das auch bemerkt hast.
    Medienkonzerne, Gesellschaft, Wahlkämpfe und Parteien werden NUR von Menschen gemacht – fast von UNS, solange das nicht anders (von diesen Menschen) gemacht wird, kannst du mit und ohne Parteien, mit und ohne Kampf nichts verändern, das ist zu erklären, es könnte helfen, wenn die „eigene Meinung“ nicht nur „eigen“, sondern auch eine solche wäre.

  30. @Bertram in Mainz on September 21, 2014 at 9:53 pm :
    Ich hab da mal ne Frage: „überzeugter“ Liberaler?
    Was wäre denn (nur zum Verständnis) das Gegenteil davon, ein unüberzeugter? Nur der wäre dann wohl eher kein Liberaler.
    Ich hoffe, du leidest (leidenschaftlich) „liberal“ und nicht etwa neo „radikal liberal“, oder?
    Wieso „will jede Partei die Bürger gängeln“? Woher hast du das? Partei besteht (nur!) aus Bürgern, also müßtest du korrekterweise doch sagen: Bürger wollen Bürger gängeln …
    Ja wieso denn nicht? Willst du das nicht selber auch, leidenschaftlich – für deine liberalen Ziele?
    Es kommt – wie du siehst – doch wohl sehr auf die konkreten „Gängler“ (meist „demokratisch gewählte“ oder ebenfalls „demokratisch herbei gemobbte“) und das konkrete Gängelnde an – alles nicht „parteiengemacht“ sondern profan menschgemacht – damit ist es auch anders machbar.
    Wenn dich das stört, mußt du dazwischen, selber „gängeln“ statt fremdgängeln lassen, das galt und gilt auch in und für die Piraten.
    Sobald du für dich entschieden hast, für welche Liberalität dein Herz so leidenschaftlich schlägt, z.B. für eine ausschließlich sozial dominierte, hastst du auch den Platz gefunden, von dem du auch gut mitgängeln, besser druckvoll mitgestalten kannst.
    Entscheidend ist jedoch das Primat des Sozialen, des gesellschaftlich Notwendigen, nicht die Liberalität an sich, sie ist nur MIttel, Werkzeug, Methodisches Ordnungsprinzip dabei und nicht das Ziel.

  31. @Christine on September 21, 2014 at 4:50 pm said:
    „P.S.: Falls die Neugründung einer freiheitlichen linken Bürgerrechtspartei erwogen wird, bitte Bescheid sagen 😉 )“
    Ja, ja, das ist schon interessant, aber was genau meinst du mit einer „linken“ und „freiheitlichen“ Partei der Rechte für Bürger? Eventuell eine sozial dominierte und liberale (freiheitliche) mit Transparenz auch für „Nichtmitglieds-Bürger „?
    Da wüßte ich dann eine …
    Irgendwie war da mal was so gedacht und gemacht, unter Schmerzen …
    Wir könnten allerdings auch so weitermachen wie in den letzten 150 Jahren:
    Für jeden die seine kleine feine „linke freiheitliche Bürgerrechtssplitterpartei“ als Wärmestube fürs nicht mehr ausgehende persönlich düpierte Gemüt

  32. @frank on September 21, 2014 at 11:57 am said:
    „Es ist erschreckend zu sehen wie weit Sie bereits am Rand der Gesellschaft stehen und dieses für die Gesellschaft halten.“
    Das, verehrter frank, kommt einzig auf Ihre persönliche Position an:
    Wenn Sie die (eigene) bereits selber für die Mitte der Gesellschaft halten, müssen alle anderen den Rand bilden, denn Grenzen müssen schon sein.
    Schwierig wird es, wenn man dann von dem von Ihnen ausgemachten angeblichen „Rand der Gesellschaft“ auf Sie selber schaut, da ist dann auch nur RAND, und man fragt sich angesichts der hier besprochenen gesellschaftlichen Thematik, welcher Art dieser Rand dann wohl sein könnte, besser müßte?
    Jedenfalls dies steht fest:
    Mehr „Mitte“ der Gesellschaft, als Frau Domscheit-Berg sie (selber und aktiv) lebt, ist schlecht zu finden.
    Zugegeben, manchmal irritiert das einen Menschen, der bis dahin nur sich als Mitte kannte.

  33. Es ist traurig mit anzusehen, aber unsere linken Ideale entpuppen sich immer mehr als aus der Not geboren, denn als echte alternative Vision angesichts der Natur des Menschen, wenn man genauer hinschaut. Und der Grossteil der Bevölkerung lehnt sie ab. Allein das BGE ist was neues, wird jedoch wenn oft fatalerweise nur als Utopie begriffen, denn als längst überfälliger Interessenausgleich.
    Politische Visionen sollten hier nie an Personen hängen. Das wäre zu fragil.
    Unsere innerparteiliche Bürokratie ist Symptom, Bodensatz und kgN einer übrigen zerstrittenen MItgliederschar. Es macht den Eindruck, als wolle der, welcher doch in manchen Dingen zu klein für die große Politik, auf die der gemeine Bürger setzt, noch was reißen, reißt dabei jedoch alles nieder, was er noch nie verstanden hatte. So der Eindruck. Tatsächlich fehlt den Liberalen oft das Verständnis für linke Ideale und den linken Dogmatisten leider immer noch all zu oft der Weit- und Überblick angesichts eines fragilen Bewusstseins der täglichen Bedrohung oder gar nur einer subjektiv ausgemachten durch den Gehirnwäschekapitalismus. Dabei sind viele LInke weit liberaler, als es sich die Liberalen eingestehen. Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts ist bereits unter uns inform eines immer größeren Opensource-Anteils in immer mehr elektronischen Geräten des Alltags. Doch dies wird immer noch nur billigend in Kauf genommen, denn als Chance begriffen. Dieser Sozialismus ist etwas neues, das nicht die Schwächen der vorangegangenen Versuche mit sich schleppt. Er könnte im Gegenteil das Überleben der Menschheit sichern, denn z.B. gegen einen Asteriodensturm erscheinen alle Rüstungsfirmen der Welt wie eine überkommene preußische Armee gegen Napoleon. Es liegt immer noch an uns diese Strukturen aktiv aufzubrechen.

  34. So wie dir mit gespielt worden ist, kann ich dich verstehen. Und wenn der BuVo der Piratenpartei Deutschland nicht der Lage ist, verschiedene Ströme in unserer Partei zu einen, dann sehe ich den BuVo nicht in der Lage, der Partei weiter vor zu stehen. Auch mit Beo gebe ich dir Recht, diese Briefumfrage ist zu Aufwendig und zu Teuer aber das wurde leider schon in Neumark verbaselt.
    Ich freue mich das du trotzdem weiter kämpfen wirst. Ich danke Dir für deine Leistung die Du für die Piratenpartei erbracht hast und wünsche dir weiter hin alles Gute und Gesundheit, viel Kraft bei deinen Kämpfen.
    Wir werden uns bestimmt noch häufiger in unserem Leben sehen. LG Ingo

  35. Als die Piratenpartei gegründet wurde, hab ich sie gewählt. Mir gefiel der Grundgedanke der Partei, besonders im Hinblick der Bildung und Netzpolitik. Über die Jahre habe ich die Aktionen der Partei verfolgt und ich musste sagen, das ich mich ab einem gewissen Punkt nun gar nicht mehr mit ihr identifizieren konnte. Besonders (meiner Meinung nach) fand ich die Wahlplakate für die Bundestagswahl 2013 etwas unelegant. Andere Parteien indirekt beleidigen fand ich nicht gut. Sie sollten etwas frech gelten, aber sie waren selbst mir, als junger Erwachsener, zu frech und zu wenig Aussagekräftig. Ich finde es schade wie eine gute Idee aufblühte und dann wieder verwelkte. Vielleicht, wenn die Partei bei ihren Grundideen geblieben wäre, hätten wir sie nun in den Landtägen statt der AfD, wer weiß. Rückgängig zu machen ist es nicht mehr und die Partei ist für mich (leider) nur noch belanglos geworden.
    Ich wünsche Ihnen Fr. Domscheit Berg alles Gute weiterhin, sich in der Politik einzusetzen und die Welt etwas zu verbessern. Ich tu es mit meinem Beruf in der Altenpflege.

  36. Die Piraten waren keine schlechte Idee, und es gibt einen Teil des politischen Spektrums – nennen wir sie ruhig Linksliberale – die im Moment keine politische Heimat haben. Ich denke, ich würde dazu zählen. Leider sind die Piraten daran, diese Heimat zu werden, grandios gescheitert.
    In diesem Sinne: Viel Erfolg in ihrem weiteren Leben, Frau Domscheit-Berg. Es besteht ja keine Pflicht, mit einem sinkenden Schiff unterzugehen.

  37. Kann mir ja jetzt lebhaft, nach dem studium der texte, vorstellen, was bei euch in der partei so los war. Vielleicht ist feminismus, netzliberalismus und linkes ideengut vielleicht ein wenig viel. Vielfach wurde den piraten vorgeworfen, dass die mitglieder jeweils ihr eigenes süppchen kochen, vielleicht nichts ungewöhnlich bei einer neuen partei.
    Scheinbar sind Sie Frau Domscheit-Berg auch eine integre frau für ihre sache, wobei ich tatsächlich nicht die feminismus-debatte als zentrales thema der piraten sehe. Eventuell haben Sie da das falsche pferd vor ihren karren gespannt. Obwohl symphatisch, aus der ferne, zeugt diese „abrechung“ nicht von einem souveränen umgang mit den ehemaligen partei“freunden“, eher ist es tatsächlich ein nachtreten. Sie haben doch trotz allem davon profitiert (zweites Buch etc.). Ohne kenntnis der hintergründe, erkenne ich in ihrem verhalten jetzt keinen wesentlichen unterschied zur von ihnen kritisierten Debattenkultur. Vielleicht wird die piratenpartei etwas homogener, auch durch ihren austritt, und kann sich auf ihre werte zurückbesinnen.

    • Noch so ein Kommentar, bei dem ich den Eindruck habe, da schreibt jemand, was er woanders gelesen hat einfach ab, ohne selbst etwas darüber zu wissen. In der Piratenpartei habe ich mich v.a. netzpolitisch und für Open Government engagiert, in einer anderen Kommentarantwort habe ich das ausführlicher beschrieben. Es hat schlicht nichts mit der Realität zu tun, wenn behauptet wird, ich hätte ja nur oder vor allem feministische Themen besetzt.
      Ich habe auch null profitiert von der Piratenpartei was mein zweites Buch betrifft. Wie zum Kuckuck kommen Sie denn auf die Idee? Mein zweites Buch heißt „Ein bisschen gleich ist nicht genug! Warum wir von Geschlechtergerechtigkeit noch weit entfernt sind.“ Das ist also wirklich ein Buch nur zu einem Frauenthema. Das mit den Piraten zu assoziieren, dazu gehört schon was. Mein Verlag interessierte sich für das Thema, ich wollte darüber schreiben und habe die erforderlicher Expertise nach 15 Jahren Beschäftigung mit dem Thema – so kommt ein Buch zu stande. Nicht weil ein Verlag ein Frauen-Buch von einem Piratenmitglied verlegen wollte (was für eine lustige Vorstellung!). Aber wie Sie selbst ja zugeben, haben Sie „keine Kenntnis der Hintergründe“, vielleicht wäre es besser, dann auch keine wilden Spekulationen zu äußern.

  38. Den Niedergang der Piratenpartei habe ich innerlich vorausgesagt.
    Zu schön, um wahr zu sein, eine neue politische Gruppierung als Konkurrenz zum althergebrachten Parteiensystem. Bei aller Euphorie, es zeigt eines ganz deutlich auf. Nämlich den Verfall und die Verrohung menschlicher Sitten und menschlichen Anstandes bei größtmöglicher Agitation außerhalb jeglicher (Grund-)Ordnung.
    Die Piratenpartei war gegen Politikverdrossenheit angetreten und hat ihr in Wahrheit einen großen Dienst erwiesen.
    Da nehme ich doch eher das leidige System in Kauf…

  39. Sehr geehrte Frau Domscheit Berg,
    ich habe sie ein paar mal im Fernsehen erlebt und fand ihre Statements ganz gut. Bei den Piraten war ich 2 mal in einer Ortsgruppe aber es konnte mich nicht wirklich überzeugen. Das (Nicht)-Verhalten iher Partei während der NSA-Affäre zeigte mir leider, daß ich damals Recht hatte.
    Ich habe eher das Gefühl, daß nicht nur die Piraten zerlegt werden, sondern langsam aber sicher unsere gesamte Demokratie – was mir schon Sorgen macht.
    Es fehlen kluge Köpfe mit klarer humanistischer Grundeinstellung (vermutlich ist das links) in der Politik unseres Landes. Im Moment, so hat es für mich zumindest den Anschein, richtet sich alles nur noch um Wirtschaft und die Macht jeder einzelnen Partei – Der eigentliche Bürgerwille zählt kaum noch. Ich fürchte, wir gehen bösen Zeiten entgegen.
    Schade, das Sie gehen!
    Ich wünsche Ihnen alles Gute

  40. Gute Abend Frau Domscheit Berg,
    politisch stehe und stand ich den Piraten (bis auf Einzelaspekte) nie wirklich nahe. Aber das ändert nichts daran, dass mich Ihr Blogeintrag beeindruckt hat. Warum? Es ist das Licht der politisch Engagierten, das aus ihm scheint. Es ist Ihre klare Argumentation, auch für einen Piratenfremden wie mich gut nach vollziehbar. Es ist Ihr spürbarer Wille, anderen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und Fieses nicht mit Fiesem zu vergelten. Ich ahne, dass das nicht immer einfach für Sie ist und war. Ich wünsche Ihnen: Behalten Sie Ihren politischen/gesellschaftlichen Gestaltungswillen. Ach ja, Ihr Zahnrad-Vergleich: Was wäre die Schweizer Uhr ohne Zahnräder?
    Beste Grüße,…

    • Danke für das freundliche Feedback und den passenden „Uhrenvergleich“, so in etwa meinte ich das. Ein winzigkleines Zahnrad kann eine riesige Apparatur zum Stillstand zwingen – oder zum Richtungswechsel. Also kommt es auf jeden Einzelnen an. Ich werde bestimmt nicht aufhören, mich in gesellschaftspolitische Debatten einzubringen, ich kann ja gar nicht anders 😉

  41. Ach,… mal wieder ist es nicht die eigene Arroganz sondern die Partei schuld … wer schon am Boden liegt, auf den schlägt man nicht ein. Die Piratenpartei war auch schon unsäglich, als sie noch mit „hübschen“ Frauen geworben hat … Das war Sexismus … Gut ist, dass diese Partei jetzt untergeht! Schlecht ist, dass Du weitermachen willst, Dich braucht niemand!

    • Manchmal ist die Theorie „Anke ist am Untergang der Piratenpartei schuld“ frei nach Schema F „$Frau ist an $Problem schuld“ (v.a.“arrogante Frau“ – für die Zuschreibung von Arroganz reicht ein mittelmäßiger Erfolg und eine leicht überdurchschnittliche Sichtbarkeit völlig aus) schon echt langweilig. Aber nicht alle Kommentatoren sind mit reicher Phantasie gesegnet, da schreibt man halt woanders ab. Mich braucht niemand? LOL. Zum Glück ist mir Deine Meinung in diesem Punkt völlig Schnuppe und andere Menschen scheinen sich auch nicht daran zu halten.

  42. Tja, wegen medial stark auftretenden Leuten wie Anke Domscheit-Berg und einigen fähigen Menschen aus der Basis habe ich mal richtig mit den Piraten sympathisiert. Ernsthaft. Von dieser Partei ist nur leider nicht viel übrig geblieben – bis auf das Gepöbel und den Hass, den man sich gegenseitig immer wieder in sozialen Netzen überkippt. Großes Kino. Ich hätte da auch keinen Bock drauf. Habe mich schon vor dem Exodus der guten Köpfe des Öfteren gefragt, wer den pöbelnden Haufen überhaupt noch wählen soll. Vor allem, wenn dann noch alles Progressive und Richtungsweisende zugunsten einer seltsamen Entpolitisierung und Schein-Ideologiefreiheit, die letzten Endes auch nur Ideologie ist, aufgegeben wird.
    Motto: Hauptsache Beleidigungen und Schimpftiraden. Alles andere (vielseitiges und gut ausgearbeitetes Programm, klare Standpunkte; gute, auch medienwirksame Leute) braucht man ja nicht.
    Finde ich alles nur noch traurig.

  43. Hallo Anke,
    einerseits sehr traurig, dass Du desillusionierst die Partei verläßt. Ich muß aber gestehen, dass ich mich schon lange gefragt habe, wie Du es in DER Partei so lange ausgehalten hast. Ich mußte einmal live und ansonsten über die Medien erleben, wie die Piraten sich nach ihrem fulminanten Aufstieg selbst zerfleischt und demontiert haben. Dazu die von ganz wenigen Ausnahmen mehr als peinlichen Medienauftritte, die die Partei schlichtweg unwählbar für jeden „Normalo“ gemacht haben.
    Ich wünsche DIR, dass Du Dich erholst und Du mit Deinen Themen und Akvitäten vorankommst.
    Ich wünsche MIR, Dich irgendwann einmal wieder zu sehen* und mit Dir zu diskutieren. Unsere Überzeugungen sind zwar nicht überall deckungsgleich, aber trotzdem oder vielleicht sogar gerade deswegen, wäre es bestimmt sehr lohnenswert (zumindest für mich).
    Alles Gute für Dich!
    *Dein Vortrag zum Thema „Gläserne Decken für Frauen“ vor einer Runde von weiblichen (Nachwuchs)Führungskräften aus verschiedenen Unternehmen in Frankfurt Höchst vor ~6 Jahren hat mich sehr beeindruckt und inspiriert. Auch wenn es sich sehr pathetisch anhört: Dein Vortrag und die anschließende kurze Diskussion wirkt bei mir noch immer nach.

    • Danke für das freundliche Feedback und wenn wir uns mal begegnen irgendwo, sag unbedingt Hallo! An den Vortrag kann ich mich noch sehr gut erinnern 🙂 Lauter junge Managerinnen im Saal. Es freut mich riesig zu hören, dass ich offenbar etwas hinterlassen konnte in den Köpfen der Anwesenden. Das ist der Grund, warum ich es immer wieder mache!

  44. Ich denke, linke Parteien, die sich in der Wählerwahrnehmung primär für UNISEX-Toiletten einsetzen und dem biologisch abgekoppelten und gleichwohl verbreiteten Wahn der Genderismus-Sekte verfallen sind, haben wir schon genug. Eine solche Profilierung ist höchst entbehrlich und mit dem Wertesystem der Mehrheitsgesellschaft nicht kompatibel. Ich bekenne, die Piraten in NRW einmal – und dann nie wieder – gewählt zu haben.

    • Manche Kommentare sind einfach nur zu lustig. Auf solche Formulierungen muss eins erst mal kommen. „Wahn der Genderismus-Sekte“… köstlich.

  45. Hallo Anke,
    ich bitte Dich, nicht in der Versenkung zu verschwinden. Du warst in den Talkshows eine der wenigen, die mit Argumenten, Zahlen und Fakten ihre Meinung untermauern konnten. Es war immer erfrischend, Dir zuzuhören. Ich gehöre keiner Partei an.
    Peter

    • Nein, ich werde nicht verschwinden! Talkshows haben mich schon vor der Mitgliedschaft bei den Piraten eingeladen und werden es wohl weiterhin tun. Künftig muss ich wenigstens nicht mehr die Redaktionen bitten, dass auch ja „Piratenpartei“ in der Bauchbinde steht, die wollten mich nämlich eigentlich lieber als „Netzaktivistin“…

    • Stimmt. Total uninteressant. Gegenfrage: Warum verplempern Sie eigentlich Ihre kostbare Zeit damit, zu einem derart unwichtigen Thema auch noch einen Kommentar zu schreiben? Ich grübele schon eine Weile nach, um selbst eine Antwort auf diese Frage zu finden, aber mir fällt nix ein, was den Grundsätzen simpler Logik genügt.

  46. Schade!
    Leute wie du haben die Piratenpartei für mich wählbar gemacht…
    Ich hoffe du hast in Zukunft mehr Erfolg deine Positionen in Politik und Gesellschaft einzubringen!

  47. Liebe Anke,
    ich kann nur erahnen, was für Erfahrungen du gemacht hast. Es war immer sehr interessant, deine Beiträge zu sehen, hören oder zu lesen, da du „unsere“ manchmal abstrakten Themen gut auf den Punkt bringst.
    Nach meinem Parteiaustritt verbunden mit viel Frustration war ich anderthalb Jahre still. Jetzt – auch nach der Lektüre deines o.g. Textes fasse ich langsam aber wieder Mut, kritische Fragen zu stellen. Ja, als kleines Zahnrad, oder wie Nietsche es sagte: „Stäubchen im Staube“. Aber es gibt so viel im Alltag zu finden, sei es auch nur das „Diese Schule wird videoüberwacht“-Schild in der Grundschule hier.
    Privat, beruflich usw. euch alles Gute!

  48. Vielleicht ist das der richtige Moment, um auch mal darüber zu reflektieren, warum so viele Wähler (inklusive mir) der Piratenpartei weggelaufen sind, bevor es ernst wurde. Ich für meinen Teil hätte mich über vernünftige Netzpolitik gefreut, kann jedoch bis heute nichts damit anfangen, wenn Leute „postgender“ als eine Art Problem bezeichnen. Das ist genau das, was Sie an den „sozialliberalen“ bemängeln – rückwärts gewandt und weit ab vom Kernthema.
    Und es ist ja nun wirklich nicht so, dass die Kernthemen zu wenig Stoff geliefert hätten, als dass Sie sich damit als Partei hätten auseinandersetzen können. Außerhalb der Piraten Peer-Group war von Ihrer Partei jedoch nichts zu sehen. Viel sehr hatte man sich anscheinend in Queren und Feminismusstreit verrant.
    Damit haben Sie Ihrer Partei einen Bärendienst erwiesen und stellen sich nun hin und schieben die Schuld auf die anderen, die Ihren Stiefel nicht mitfahren wollten. Auch Ihr hoher persönlicher Einsatz ist dabei für mich kein Argument. Hätten Sie den gleichen Einsatz für Netzthemen gezeigt, führten wir heute diese Diskussion möglicherweise nicht.
    Diejenigen Ihrer ehemaligen Wähler, die Sie für diese Themen geschätzt haben, fühlen sich satt dessen relativ verarscht, weil die Themen an ihnen vorbei entwickelt werden und laufen weg. Quelle surprise.
    Sie machen es sich hier aus meiner Sicht sehr einfach, die Schuld bei anderen zu suchen und ich bin froh, dass Sie sich zum Austritt entschieden haben und ich hoffe von tiefstem Herzen, dass die Piratenpartei sich darauf zurück besinnen kann, was sie ausgemacht hat: Netzthemen statt Genderama.
    Und nein, die AfD ist natürlich keine Alternative. Eine glatte Beleidigung von Ihnen, diejenigen als AfDler zu verwünschen, denen Ihre feministischen Positionen zu extrem sind.
    Vielleicht gibt es ja eine Wählerschaft in Deutschland, die bereit ist Ihren Weg mit zu gehen. Sie können sich ja mal mit einer Feminismuspartei probieren. Von Frauen für Frauen, sie wissen schon. Sollte per Definition ein Erfolgsrezept sein.
    Die Herausforderung dürfte freilig sein Wähler zu finden, die Ihre Themen höher priorisieren als das, was tatsächlich relevant für die Tagespolitik ist.

    • LOL. Sie haben einen hervorragenden Überblick über meine Schwerpunktarbeit innerhalb der Piratenpartei. Nicht. Ich war Themenbeauftragte nicht für Feminismus sondern für Open Government. Vielleicht geben Sie mal die Begriffe „Anke Domscheit-Berg“ und „Netzpolitik“ in eine Internetsuchmaschine ein. Oder Sie schauen auf meinem Blog im Pressespiegel, wo es seit meinem Eintritt bei den Piraten ca. 100 Einträge gibt allein in der Rubrik „Open Government, digitale Gesellschaft, Überwachung, Netzpolitik“: http://ankedomscheitberg.de/?page_id=150. Sie können gern auch bei den Pressemitteilungen mal schauen, die ich für die Piratenpartei geschrieben habe, und den Anteil Netzthemen vergleichen mit den „Frauenthemen“: http://ankedomscheitberg.de/?page_id=80. Oder geben Sie bei YouTube mal meinen Namen ein und schauen, was da so kommt… Wenn Sie von meinem unzähligen Interviews, Artikeln, Talkshows, Vorträgen etc. zum Thema Netzpolitik bisher nichts mitbekommen haben, dann haben Sie offensichtlich einfach null Schimmer von dem, was ich eigentlich so treibe. Ihre lustige Argumentation á la mein hoher persönlicher Einsatz galt ja nur dem Feminismus-Genderama-Schweinskram und deshalb sind die Wähler der Piratenpartei woanders hingerannt, fällt damit leider aus als Erklärung.
      Aber nicht wahr, es ist schön einfach, ohne jede Kenntnis immer mal wieder die „Feminismus ist an allem Schuld“-Karte zu ziehen… Ein wenig tun Sie mir ja leid, weil Sie offenbar Angst vor Frauen und dem Feminismus haben und deshalb solche schrägen Sachen schreiben müssen, um sich besser zu fühlen.

  49. Meinen Glückwunsch zum Austritt. Ich hoffe die Liberalen bei den Piraten treten noch zur AFD über. Dann ist die Parteienlandschaft wieder etwas im Lot. Das Letzte was dieses Land braucht ist noch mehr linke Politik, wir haben ja schon die CDUSPDGrüneLinke-Partei. @Hans: Der Sozialismus könnte das Überleben der Menschheit retten? Ich hoffe jetzt ist wenigsten jedem Klar warum sie von weniger als 1% der Menschen gewählt werden.

    • Die AfD hat schon viel zu viel Anhänger, wer mit dieser rechtslastigen Partei kuschelt, hätte aber bei den Piraten tatsächlich nichts verloren gehabt. Der Sozialismus ist im übrigen Geschichte, ich kenne auch keine Pirat*innen, die sich für Sozialismus stark machen. Das haben Sie sich offensichtlich ausgedacht. Ich halte viel von Shareconomy, auch Commonismus genannt. Vielleicht haben Sie da etwas durcheinander gebracht. Ein wenig Internetrecherche könnte Sie dazu leicht weiterbringen.

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