Ab heute im Handel: Mein neues Buch "Ein bisschen gleich ist nicht genug!…"

Medienberichte zur Frauenquote Es ist schon ein besonderes Gefühl, ein Manuskript endlich als Buch im Laden zu sehen. Heute ist es soweit: mein zweites Werk „Ein bisschen gleich ist nicht genug! Warum wir von Geschlechtergerechtigkeit noch weit entfernt sind“ (Heyne) ist in der Welt.
Das Timing hätte nicht besser sein können, gestern erst hat der Bundestag einstimmig (!) das Gesetz zur Frauenquote beschlossen und damit Geschichte geschrieben, morgen ist der Internationale Frauentag, vor wenigen Tagen ging Ministerin Manuela Schwesig mit ihrer Transparenzinitiative zur Bekämpfung von geschlechtsbezogenen Gehaltsunterschieden an die Öffentlichkeit. Medien sollten sich ja immer für ein gesellschaftliches Thema von so großer Relevanz interessieren. Aber zum Mediengeschäft gehört, dass anlaßbezogen berichtet wird. Anlässe gibt es derzeit genug – gut für das Buch, das so zu seinem Start eine große Aufmerksamkeit genießt, und gut für die Sache.

Buchcover "Ein bisschen gleich ist nicht genug..." 7. März 2015, Heyne

Buchcover „Ein bisschen gleich ist nicht genug…“ 7. März 2015, Heyne


Ich habe zum Buchstart eine Seite mit Hintergrundinformationen freigeschaltet, in der ich viele Links, Zahlen, Daten und Fakten sammele, um Interessierten die Möglichkeit zu geben, Behauptungen an ihrer Datenquelle selbst nachprüfen zu können, eigene Schlussfolgerungen zu ermöglichen und insgesamt eine sachlichere Debatte zu unterstützen, die weniger von Emotionen und mehr von belastbaren Erkenntnissen getrieben ist. Ich freue mich über Empfehlungen hat für passende Links o.ä., die diese Seite weiter vervollständigen können. Einfach per Kommentar oder über die Kontaktseite.
Auf einer weiteren Seite sammele ich die Stimmen zum Buch, so ist schon ein großes Interview bei Neues Deutschland erschienen, wurde mein Buch in der großen Spiegel-Reportage zum Gehaltsunterschied zitiert, und brachte der österreichische Standard eine Buchrezension. Eine ganze Reihe Radiotermine und mehrere im TV habe ich entweder schon hinter mir – oder noch vor mit. Details und Links nach Nachhören/Nachsehen gibts auf der erwähnten Seite. Presseanfragen bitte auch über meine Kontaktseite oder direkt über den Verlag.
Noch ein letzter Hinweis: Am Montag abend, 09.03.2015, 20:30 Uhr, findet in Berlin mein Buchpremierenevent statt. Details dazu gibt es HIER.

 

In Memoriam Frank Schirrmacher – † 12.06.2014

Frank Schirrmacher, Januar 2014

Frank Schirrmacher, Januar 2014, Foto: Dr. Wolfgang Domscheit


Noch bin ich in dem Zustand, wo man einen harten Fakt einfach nicht begreifen kann. Wo der Verstand sich verweigert, weil das Gefühl sagt, dass etwas einfach nicht wahr sein kann, weil es schlicht nicht wahr sein darf.
Es kann doch nicht wahr sein, dass vorgestern, am 12.06.2014, Frank Schirrmacher gestorben ist. Weil es doch nicht sein kann, dass ich nie wieder neue kluge Worte von ihm lesen werde. Weil es doch nicht sein kann, dass ich mich nie wieder mit ihm unterhalten werde, um Feedback bitten kann oder Feedback gebe. Weil es doch einfach nicht wahr sein kann, dass der einzige Mensch, der die Alte und die Neue Welt, das analoge und das digitale Zeitalter so wunderbar verband, weil er sie beide verstehen konnte, weil er von Verfechtern beider Welten respektiert und gehört wurde, dass dieser Mensch einfach so von einem Tag zum anderen nicht mehr da ist.
Wir werden seine noch nicht gedachten, noch nicht formulierten ganz sicher unzähligen und wichtigen Visionen, Ideen, Warnungen nie hören oder lesen können. Es gibt immer auch andere, die Ähnliches tun. Dennoch, selbst am 11.6. – vor seinem überraschenden Tod – hätte ich frei vom Verdacht posthumer Lobhudelei gesagt, dass es niemand so gut konnte, wie er.
Es war außergewöhnlich, wie gut er in die Glaskugeln der Zukunft für unsere Gesellschaft schauen konnte. Wie genau seine Visionen insbesondere für die revolutionären Potenziale einer digitalen Gesellschaft waren – aber eben auch für die extremen Bedrohungen für unsere Freiheit und die Demokratie, die von außer Kontrolle geratenen Geheimdiensten in Verbindung mit dem industriellen Komplex ausgehen, wenn sie die technischen Möglichkeiten so schamlos mißbrauchen, wie es jetzt schon der Fall ist. Nein, ich habe ihn nicht als finster in seinen Visionen erlebt sondern als jemanden, der die möglichen Wegscheiden frühzeitig sehen konnte, an denen wir uns als Gesellschaft entscheiden müssen, wohin die Reise gehen soll. Er sah immer die unterschiedlichen Optionen und weil er wie eine Kassandra auch die schrecklichen Bilder sah, hat er davor gewarnt. Aber nicht als jemand, der glaubt, dass es nur so und nicht anders kommen kann, sondern als jemand, der uns zu Wachsamkeit und Aktion aufrütteln wollte. Denn als vernunftbegabte Wesen können wir doch mitbestimmen, wohin wir als Gesellschaft gehen wollen. Ich habe Frank Schirrmacher daher erlebt als einen Menschen, der uns beide Optionen plastisch beschreiben konnte, weil er sie beide vor sich sah – aber vor allem, weil er dazu beitragen wollte, dass wir gemeinsam den besseren Weg wählen und da wir schon falsch abgebogen sind, dass wir umkehren auf den rechten Pfad. Er war ein Aufrüttler und Mahner, ein Warner – der uns jetzt fehlen wird, denn seine Stimme war ungleich gewichtiger als so viele andere, die das gleiche versuchen. Jemand schrieb in einem Nachruf, dass sein Tod keine Lücke riß, sondern einen Abgrund. Das unterschreibe ich sofort.
Jedes der Gespräche, die ich vor allem am Rande von Konferenzen, auf denen wir beide sprachen, mit ihm führte, hat mich bereichert. Ungelogen, jedes einzelne. Von wie vielen Gesprächspartnern kann man das sagen?
Ohne Frank Schirrmacher, wäre mein Buch vielleicht nicht entstanden, oder mindestens nicht in der vorliegenden Form. Es gibt mehr als einen Verbindungspunkt  zwischen Frank Schirrmacher und meinem Buch „Mauern einreißen“.
Der erste: Im Oktober 2012 strahlte die ARD die zweiteilige Verfilmung des Romans von Uwe Tellkamp „Der Turm“ aus, die vor allem in der Zeit der DDR Wende spielt. Vieles an dem Film erinnerte mich an meine eigene Kindheit und Jugend, an meine Familie, an eigene Erlebnisse.

Ein Film schafft etwas Besonderes, wenn er Emotionen weckt und darüber hinaus eine Beziehung ermöglicht zum eigenen Erfahrungshorizont und zum kollektiven Gedächtnis. Bei „Der Turm“ habe ich das so intensiv erlebt, dass ich zwar einen Film am Bildschirm sah, aber parallel viele andere Filme in meinem Kopfkino. Das war emotional so anstrengend, dass ich nach dem zweiten Teil vom wieder ausgeschütteten Adrenalin, vom Wechselbad aus Tränen und Glücksgefühlen völlig erschöpft war. (aus „Filmreise in die eigene Vergangenheit“, FAZ, 13.10.2012)

Der Film bewegte mich im Innersten und ich twitterte darüber. Es entspann sich ein Dialog auf Twitter mit @dieKadda (Kathrin Rönicke) und @mh120480 (Marco Herack) sowie mit Frank Schirrmacher. Auslöser war nicht nur der Film sondern der Text „Die süße Krankheit gestern“ von Kathrin und Marco, (die übrigens auch den Wost-Kinder-Blog auf faz.net schreiben,) der ihre Sicht auf den Film darstellte und auf faz.net erschienen war.
Tweet Kadda Stasi Der Turm
 
Frank Schirrmacher folgte mir seinerzeit schon auf Twitter, las diese Tweets und schickte mir dann eine DM, in der er mich fragte, ob ich nicht für die FAZ einen Artikel zum Film Der Turm schreiben möchte, mit den auf Twitter erwähnten autobiographischen Bezügen.
tweet ADB zu Artikel Der Turm
Ich zögerte kurz und sagte dann zu. Zum ersten Mal hatte ich in diesem Artikel über die Zeit der Wende auf eine mich so persönlich betreffende Weise geschrieben. Ich empfand das damals auch als Risiko, denn immer dann, wenn man Persönliches, besonders emotionales über sich selbst und die eigene Familiengeschichte preis gibt, macht man sich angreifbarer als Mensch. Man setzt sich Kommentaren aus – potenziell – die verletzend oder beleidigend sind, man stößt vielleicht öffentliche Debatten über die eigene Biographie an, die man gar nicht unbedingt haben möchte.
ADB-Schirrmacher-Köpfe
Ohne Frank Schirrmacher hätte ich das damals nie gemacht. Und wenn die Resonanz auf meinen FAZ-Artikel „Filmreise in die eigene Vergangenheit“ nicht eine so überaus positive gewesen wäre, dann hätte Teil Eins meines später erschienenen Buches, in dem es ebenfalls um die Zeit der Wende in der DDR geht, sicher anders ausgesehen. Ich hätte nicht gewagt, so offen über mein Leben in jener Zeit des Umbruchs, davor und danach zu schreiben. Im Nachhinein halte ich das für einen Glücksfall, ich bin Frank Schirrmacher dankbar dafür, dass er mir die Gelegenheit gab, eine innere Barriere zu überwinden. Seither habe ich nicht nur über diese Zeit geschrieben sondern auch oft darüber geredet, in unzähligen Wahlkampf- und Medienterminen, vor allem in den letzten 12 Monaten, in denen die öffentliche Debatte von den Enthüllungen von Edward Snowden geprägt waren und in denen ich wie seinerzeit beim Schauen des Films Der Turm viele Déjà vu erlebte. Da war es wieder – das Gefühl bedrohlicher, allumfassender Überwachung durch Geheimdienste.

Die lähmende Ohnmacht war plötzlich wieder da, die Resignation und Hoffnungslosigkeit, wenn die Spitzel es nicht mal mehr für nötig hielten, ihre Tätigkeiten zu verbergen und Briefe im Studentenwohnheim einfach offen in das Postfach legten. Das Empfinden der ständigen Beobachtung, das allgegenwärtige Misstrauen– wir haben damals bei jedem Knacken in der Telefonleitung damit gerechnet, dass Dritte mithörten, manchmal haben wir sie sogar angesprochen: „Hallo Horch und Guck, viel Spaß beim Zuhören!“ (aus „Filmreise in die eigene Vergangenheit“, FAZ, 13.10.2012)

Gerade weil Frank Schirrmacher auf diese Weise indirekten Einfluss auf die Entstehung meines Buches hatte, lag mir viel an seinem Feedback zum Manuskript. Er war der erste Mensch – abgesehen von Lektoren, der das fertige Manuskript noch in einer rohen Fassung als Fahnen zu lesen bekam. Ich schwitzte Blut und Wasser, wartend auf seine Reaktion. Wir hatten vereinbart, dass er mir ein Zitat für den Buchdeckel schreibt, sofern er mit dem Buch etwas anfangen kann… Das war seine Antwort (der vorgeschlagene Zitattext wurde später noch für den Druck gekürzt):
Mail Schirrmacher zum BuchMeine Sorge war offenbar unbegründet gewesen. Sein Urteil bedeutete mir so viel! In meiner Antwort schrieb ich:
Mail ADB an Schirrmacher wg Zitat
Ja, er wollte eine gemeinsame Debatte zu meinem Buch und der Anlass war der beste, den ich mir vorstellen konnte: die Buchpremiere selbst.

Buchbox Ankündigung Buchpremiere

Ankündigung der Buchpremiere zu „Mauern einreißen“ auf der Website von Buchbox

Ich war keine Anfängerin in der öffentlichen Rede, aber ich hatte noch nie zuvor eine Buchpremiere gehabt. Ich war grenzenlos aufgeregt, hatte wirklich Panik, irgendetwas könnte schief gehen. Aber der Umstand, dass der von mir so hoch respektierte Frank Schirrmacher das Buch einerseits mochte und andererseits bei der Premiere an meiner Seite sein würde, beruhigte mich ungemein (wenn er auch nicht das Lampenfieber beseitigen konnte). Ich hatte zumindest die innere Gewißheit, dass nichts mehr so richtig schief gehen könne. Danke, Frank Schirrmacher. Ich bereue sehr, dass ich viel zu aufgeregt und verpeilt war, um mich um eine Video- oder wenigstens Audioaufnahme von diesem für mich so wichtigen Abend zu kümmern. Beides gibt es dadurch nicht und auch nur sehr wenige Bilder. Die Worte, mit denen er seine ersten Eindrücke schilderte, ließen mich rot werden. Ich habe mich sehr selten in meinem Leben über Lob so sehr gefreut wie an jenem Abend über das von Frank Schirrmacher. Er beschrieb dabei auch, wie er mit seinen Zeitungskollegen im Herbst 1989 darüber diskutierte, wie diese Menschen, die die Wende in ihrer Jugend selbst und prägend erlebt haben, wohl später einmal drauf sein werden. Mein Buch gab ihm dafür eine mögliche Antwort. (Update 17.06.2014: Wolfgang Noelke hat einen kleinen Ausschnitt der Debatte mitgeschnitten und genau den beschriebenen Moment dabei eingefangen – HIER kann man es sich in 4Min anschauen. Danke, Wolfgang @carnationberlin, dafür!)

Und das ist die gedruckte - gekürzte - Version des Frank Schirrmacher Zitates auf dem Rückumschlag meines Buches "Mauern einreißen"

Und das ist die gedruckte – gekürzte – Version des Frank Schirrmacher Zitates auf dem Rückumschlag meines Buches „Mauern einreißen“


Ich verdankte Frank Schirrmacher auch einen Vorabdruck aus meinem Buch in der gedruckten FAZ, darin ging es um einen Text aus dem Buchteil zu gläsernen Decken, der von den Barrieren handelt, die noch heute Geschlechtergerechtigkeit verhindern. Auch zum Thema Feminismus haben wir mehr als einen Verbindungspunkt, so lud mich Frank Schirrmacher ein, einen Text über Sexismus im Internet für die FAZ zu schreiben. Er erschien zwei Wochen vor der Buchpremiere unter dem Titel „Frauenhass im Internet – Das Medium braucht eine inklusive Kultur“. Ich frage mich, ob sich die Offenheit der FAZ, (auch) sehr progressive Texte zu Internet und Feminismus zu drucken, in Zukunft verändern wird. Konservative Texte gibt es ja leider schon genug. Wenn das Gegengewicht wegfiele, wäre das für die notwendige Debatte ein herber Rückschlag. Ich bin nicht sehr optimistisch. Zu viel hängt ja doch immer wieder von Einzelpersonen ab und für diese Themen war offensichtlich Frank Schirrmacher der progressive Geist in der FAZ. Aber vielleicht ehrt man sein Vermächtnis in einer Weise, die diese Kultur fortsetzt statt sie zu beenden. Es wäre mir ein großer Wunsch.
Frank Schirrmacher - fotographiert bei der Buchpremiere von Mike Herbst (@cyzen), zu finden auch auf Flickr (CC-BY-NC)

Frank Schirrmacher – fotographiert bei der Buchpremiere von Mike Herbst (@cyzen), zu finden auch auf Flickr (CC-BY-NC)


Vor ein paar Wochen verriet er mir hinter vorgehaltener Hand, dass er noch eine Überraschung für mich in petto hätte. Es würde noch eine Rezension in der FAZ geben, und die Überraschung wäre der Autor, es wäre jemand Besonderes, aber es sei ja eine Überraschung, also verrät er mir nichts, aber er sei sich sicher, ich würde mich über diese Person als Rezensent sehr freuen. Ich soll einfach noch eine Weile warten. Ich habe nie erfahren, wen er meinte. Vermutlich werde ich es auch nicht mehr erfahren. Eine Winzigkeit verglichen mit all den anderen Beiträgen, die wir alle nicht mehr von ihm erfahren werden. Es ist ein schwacher Trost, dass Frank Schirrmacher trotz seines frühen Todes im Alter von 54 Jahren eine beeindruckende Menge intellektueller Glanzleistungen hinterläßt. Denn so wunderbar diese sind, so lassen sie doch auch den Verlust an verpaßten Möglichkeiten ahnen.
Im Gespräch mit Frank Schirrmacher bei meiner Buchpremiere im Januar 2014 in Berlin

Im Gespräch mit Frank Schirrmacher bei meiner Buchpremiere im Januar 2014 in Berlin, Foto: Dr. Wolfgang Domscheit


Mir ganz persönlich wird am meisten die direkte Auseinandersetzung mit ihm fehlen. Jede einzelne hatte mich so inspiriert. Ich hätte gern noch über so vieles mit Frank Schirrmacher geredet. Ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen, wie es seiner Familie gehen muss. Sie hat mein aufrichtiges Beileid. Seine Angehörigen und viele andere haben einen Menschen verloren, der für sie persönlich wichtig war, aber er war es auch für „Die Sache“. Und „Die Sache“ war nichts weniger als die Zukunft der Gesellschaft, unser aller Zukunft, die Zukunft der Demokratie und der Freiheit. R.I.P., Frank Schirrmacher.
Ich wünschte, er hätte sich in diesem Kampf nicht so gefährlich selbst verbrannt. Möge sein früher Tod uns allen daher auch eine Warnung sein, denn Weltretten braucht einen langen Atem und das heißt auch einmal eine Pause machen und einen Gang runterschalten. Ich werde mir das zu Herzen nehmen, als letzten unausgesprochenen Rat von Frank Schirrmacher. Ich würde zwar auch gern so ein strahlendes Glühwürmchen sein wie er eines war, aber ich möchte nicht so früh verglühen.

Spannende Originaldokumente zu meinem Buch "Mauern einreißen!" gibt es auf diesem Blog

Mein Buch ist draußen, die ersten Menschen sind am Lesen und als Autorin hat man natürlich Bammel, wie das Feedback so ist… Aber darum soll es in diesem Blogpost nicht gehen sondern um Erweiterungen meines Blogs aus Anlass des Bucherscheinens. Ihr findet ab sofort in der Hauptmenüleiste den Punkt „Das Buch“ über den Ihr weitere Menüpunkte erreichen könnt. Bisher ist dort nur der Bereich Originaldokumente bestückt, aber es kommt noch mehr.  Es gibt dort verlinkt viele Originaldokumente aus der Wendezeit, Fotos aus der Wendezeit (allerdings weniger aus der Kategorie politisches Bild sondern mehr private Fotos aus meiner Studentenzeit) und Reaktionen auf das Buch (die werden nicht täglich aktualisiert aber so ab und zu mal).

Dieser Zettel hing im Herbst 1989 an meiner Wohnheimtür in Schlema

Dieser Zettel hing im Herbst 1989 an meiner Wohnheimtür in Schlema


Die Originaldokumente finde ich selbst auch am Spannendsten, nehmt Euch ruhig mal die Zeit, das eine oder andere Dokument anzuschauen. Es sind Papiere dabei, die ich als FDJ-Sekretärin und Studentensprecherin im Namen der Student*innen geschrieben und versandt habe, diverse Resolutionen, offene Briefe und Erklärungen.
Unsere Resolution vom Oktober 1989

Unsere Resolution vom Oktober 1989


Einige davon sind im Buch auch erwähnt – ganz oder in Auszügen. Es sind auch viele Dokumente von Dritten zu finden, von allen möglichen oppositionellen Gruppen, die später im Bündnis 90 aufgingen – Demokratie Jetzt, Demokratischer Aufbruch, Neues Forum…
Von einigen Dokumenten habe ich mehrere Versionen hochgeladen, damit man nachvollziehen kann, wie damals das Vervielfältigen ablief: ich erhielt von irgendwoher ein Blatt mit einem Aufruf darauf, manchmal nur geliehen, und erstellte eine handschriftliche Kopie davon. Dann – nachts – habe ich an der Schreibmaschine meines Großvaters Kopien davon erstellt – ein „richtiges“ Blatt, das man halbwegs lesen konnte und 2 Durchschläge, die man nur sehr mäßig lesen konnte. Alles wurde verteilt, das war ziemlich mühsame Arbeit. Vor allem gab es keine Backspace Taste… und auch kein Tippex.
Aus der Wendezeit - mein Schreibtisch im Wohnheim

Aus der Wendezeit – mein Schreibtisch im Wohnheim


Es war eine lebendige und aufregende Zeit, in der viel Klartext gesprochen wurde. Ich möchte sie auch für diejenigen erlebbar machen, die nicht dabei waren. Ich glaube mit solchen Dokumenten geht das ganz gut, das drumherum kann man dann gern in meinem Buch lesen 🙂
Zum Einstimmen: Die ZEIT hat zum Erscheinen des Buches eine Leseprobe und ein Interview mit mir veröffentlicht.
 
 

"Mauern einreißen" mein Buch kann man schon bestellen :-)

Das ist natürlich Werbung in eigener Sache, aber hätte ich nicht gewollt, dass Menschen mein Buch lesen, dann hätte ich auch keines geschrieben und vielleicht sucht ja der oder die eine oder andere noch nach einem Weihnachtsgeschenk 😉 In einem kurzen Interview beim Heyne-Verlag habe ich etwas zu Inhalt und Motivation erzählt (startet bei Klick auf das Bild, wenn nicht HIER klicken):

Screenshot YouTube ADB zu Mauern Einreißen

Wer Amazon nicht leiden kann und vor Ort keinen Buchladen hat, der kann es z.B. auch bei buch.de bestellen. Eine kleine Vorankündigung habe ich auch noch: ich plane entweder einen Extrablog oder eine Rubrik in diesem Blog zum Buch, um dort nicht nur Termine und Feedback zu veröffentlichen sondern auch jede Menge Originaldokumente. Es wird Auszüge aus meinen Tagebüchern geben vor allem vom Wendeherbst 1989, meine Stasiakte und der fingierte Brief, mit dem man mich zu einem „Gespräch“ mit der Stasi lockte, viele Dokumente der Opposition – Aufrufe, Resolutionen, Eingaben – einige davon aus meiner Feder – sowie die Antworten von staatlichen Stellen wie dem Staatsrat der DDR. Ich werde auch alte Fotos wie dieses hier dort veröffentlichen – von mir aus der Zeit der Wende :-).
Anke Domscheit-Berg - 1989
In das Buch hat das alles leider nicht mehr reingepaßt, aber wenigstens elektronisch soll es Zugang zu diesen ergänzenden Inhalten geben, auf die ich mich im ersten Teil des Buches beziehe. „Mauern einreißen“ verbindet unsere jüngere Geschichte mit der Gegenwart, es spricht von der Notwendigkeit, uns für eine erneute Wende zu engagieren. Es gibt viel von mir preis und ja, es ist ein klassisches „laßt uns die Welt verbessern“-Buch – mit vielen Geschichten – von mir oder mir bekannten Menschen erlebt, verstörenden Fakten und konstruktiven Ideen. Es ist kein Meckerbuch sondern ein Buch mit Visionen, die keine unrealistischen Träumereien sondern auch machbar sind. Und Ja, verdammt, ich wünsche diesen Visionen viele Leser*innen!
 
 

Und was kommt nach den Wahlen? – erst mal ein Buch…, dann wieder Wahlen ;-)

Falls sich jemand wunderte, warum ich nicht gleich nach der Bundestagswahl etwas Neues geschrieben habe, hier ist die Antwort: ich war viel zu erschöpft dafür und hatte auch nach der Wahl einfach keine Zeit. Mein letztes Wahlkampfhighlight war ein Nachmittag auf der Wilmersdorferstrasse, mitten im Samstagsgewühl einkaufender und in der Sonne spazierender Menschen, wo wir das gläserne Mobil aufgebaut hatten und mit vielen Leuten ins Gespräch kamen – die anlasslose Massenüberwachung war dabei immer noch ein Schwerpunkt aber es ging auch stark um soziale Fragen.

Regiowahlkampf mit Manfred Liedtke u.a.

Okay, dieses Bild ist nicht von der Wilmersdorfer Strasse in Berlin sondern von der Regionalwahlkampftour, Station Bad Belzig – aber die Luftballonsäbel waren auch dort heiß begehrt!


Ich habe nebenbei auch wieder an gefühlt tausend Kinder orangene Luftballon-Säbel verschenkt und von einem Mädchen gelernt, wie man aus den Modellierballons auch kleine Hunde macht – die Nachfrage war groß.
Wahlzettel-BTW13Aber trotz Sonne war es kalt, die Erkältung steckte schon in mir drin und als ich am Abend nach Hause kam, war es vorbei mit der Kraft. Am Sonntag konnte ich mich noch einmal aufraffen, um natürlich selbst wählen zu gehen (siehe Beweisfotos dafür, dass ich richtig gewählt habe 🙂 ) und dann am Abend nach Berlin zur Wahlparty zu fahren und am Abend noch dem BBC World News TV ein Live Interview am Pariser Platz zu geben. Da waren dann die deprimierenden Hochrechnungen schon raus und das sinkende Adrenalinlevel ließ den Viren freien Lauf – ich war erst mal krank ein paar Tage.
Wahl-BTW13-FbgSo richtig krank machen war aber leider nicht möglich, denn mein Buchmanuskript war inzwischen fertig, eine Lektorin hatte es durchgesehen und mir mit einer ganzen Reihe Änderungsvorschlägen zurückgegeben. Vor allem mußte mächtig gekürzt werden, denn einer von drei Buchteilen befaßte sich mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit und da gingen die Finger mit mir durch und haben drei mal so viel geschrieben, wie sie sollten.
Ursprünglich wollte ich das Manuskript ja vor der heißen Wahlkampfphase vom Tisch haben, aber so ist das mit dem Verhältnis von Plan und Wirklichkeit – ich hab es einfach nicht rechtzeitig geschafft. Daran ist natürlich nur die NSA schuld, denn ohne die unzähligen Termine rund um den Überwachungsstaat hätte ich viel mehr Zeit zum Schreiben gehabt. So fiel die Fertigstellung des Manuskriptes genau in die allerheißeste Wahlkampfphase, zur Nachahmung kann ich das nicht empfehlen. Nach der Wahl war daher statt kranksein dürfen Buch lektorieren angesagt. Ein Durchgang, ein zweiter Durchgang, ein dritter Durchgang. Nebenbei habe ich einen Ganztagsworkshop für Nachwuchsführungskräfte des Familienservices vorbereitet und auch durchgeführt – im Sitzen und mit viel heißem Tee ging es trotz Krankheit. Zum Blogschreiben war da einfach keine Zeit.
Cover Mauern einreißenDas erste Nachwahlwochenende war dann auch nicht frei, denn die Piraten trafen sich zur Marina Kassel in – ja, wo wohl  – in Kassel. In einer Jugendherberge haben wir zwei ganze Tage lang den Wahlkampf ausgewertet, gute Ideen aus den Landesverbänden gesammelt und uns einfach mal wieder von Angesicht zu Angesicht gesehen, das kann kein Twitter der Welt ersetzen. Aber kaputt war ich immer noch, krank, müde, ausgelaugt und am Montag nach der Marina Kassel sollte ich die letzte Durchsicht des Manuskriptes abgeben.
Die 350 Seiten Text hatte ich am Freitag abend erst erhalten, nein, Montag habe ich es nicht geschafft. Aber immerhin am Mittwoch – am 2.10.2013 um 23:40 Uhr ging  das Manuskript mit meinen letzten Änderungen an meine Lektorin. ENDLICH eine Pause! Da paßte es gut, dass der 3.10. ein Feiertag und mein Sohn zuhause war. Wir haben lange geschlafen, gemütlich gefrühstückt und uns im Garten verlustiert (Rasen mähen und so Sachen…). Gleichzeitig wurde in der Landesgeschäftsstelle der Piraten Brandenburg in Potsdam der 5. Geburtstag des Landesverbandes gefeiert. Ich habe ihn geschwänzt – diesen Tag brauchte ich einfach für mich und meine Familie. Nach so vielen Monaten Wahlkampf mußte das sein.
Rote DalieDas Buch hat nun ein paar Wochen finale Bearbeitung auf Seiten Verlag und Druckhaus vor sich – damit habe ich nicht mehr viel zu tun. Aber ich ahne, dass die Zeit bis zum Erscheinen Ende Januar viel zu schnell vergehen wird.
Zum Wahlausgang selbst will ich eigentlich gar nicht viel schreiben – das haben inzwischen schon so viele getan, da braucht es meinen Senf nicht mehr. Ein paar Fragen habe ich der dpa dazu beantwortet, die finden sich HIER in der MOZ. Wer will, kann ja da mal nachlesen. Ich habe mich auch zur Frage geäußert, ob ich für den Bundesvorstand kandidieren möchte – es sind ja Neuwahlen Anfang Dezember in Bremen beim Bundesparteitag und ich werde immer wieder vorgeschlagen… aber ich sehe keinen Sinn darin, mich erst zur Landesvorsitzenden der Piraten Brandenburg wählen zu lassen, nur um ein paar Wochen später für den BuVo zu kandidieren. Es gibt großartige Kandidat*innen für den Bundesvorstand und in Brandenburg haben wir jede Menge Aufgaben vor uns – in 2014 stehen drei Wahlen an, Europa- und Kommunalwahlen im Mai und die Landtagswahlen im September.
Riesen-MangoldWir werden einen Teufel tun und einen Depri fahren und den Kopf in den Sand stecken, denn alle Gründe, aus denen 2006 die Piratenpartei gegründet wurde, sind immer noch relevant. Sie werden es täglich mehr als weniger, Stichwort Datenschutz und Überwachung. Es gibt auch immer noch keine andere Partei, die die großen Veränderungen der digitalen Gesellschaft erfaßt hat und programmatisch angeht. Das machen bisher nur die Piraten. Wir brauchen einen langen Atem und den werden wir haben. In diesem Sinne – nach der Wahl ist vor der Wahl.
Tagesernte im Garten Okt. 2013
Aber vorher gibts noch Zeit für herbstliche Gartenarbeiten, da blühen die Dalien noch sehr schön und der Mangold steht wie eine Eins – leider kann diese Menge kein Mensch mehr essen. Die Peperoni werden getrocknet und die Tomaten verschwinden schnell, ich bin Tomaten-Junkie. Nur für die vielen Bohnen muss ich mir noch was ausdenken, vielleicht friere ich mal welche ein, so viele ernte ich alle 3 Tage, es sind drei verschiedene Sorten mit so lustigen Namen wie „Mombacher Speck“ und „Berner Landfrauen“ – das sind die bunten). Die Fotoqualität ist meinem alterschwachen Smartphone geschuldet, zu oft runtergefallen, zu viele Spiderman-Apps installiert (Ihr wißt schon, diese dekorativen Glassprungmuster auf dem Display). Sicher bekommt man trotzdem eine Ahnung davon, dass es schön im Garten ist und großartig, dafür jetzt wieder mehr Zeit zu haben :-). So ein Gemüsegarten hält einen auch im Herbst noch gut auf Trapp – hier habt Ihr mal einen Text vom Blog Neulichimgarten.de, inklusive kleinem Video, wo man mal sieht, was noch so alles geerntet werden kann. Davon habe ich mir auch ein paar Tipps für das nächste Jahr gemerkt.