Mein Grußwort zum 10. Landesparteitag der Piratenpartei in Potsdam – Kampfansage gegen TTIP/TAFTA!

Liebe Piratinnen u Piraten,
Wir als LaVo sind nun ziemlich genau seit 100 Tagen im Amt und haben in der Zeit ziemlich steile Lernkurven erfahren – und das geht wohl auch noch eine Weile so weiter 🙂 Es kommt uns trotzdem vor, als sei unsere Wahl im August noch gar nicht so lange her, denn hinter uns allen liegen aufregende Zeiten. Bis zum 22.9. haben wir alle gemeinsam viel bewegt, im LaVo und an der Basis. Wir haben mit wie immer sehr begrenzten Ressourcen aber hohem Einsatz einen Wahlkampf gestemmt, auf den wir alle stolz sein können.
Wir haben nicht das Ziel erreicht, das wir uns erhofft haben, aber am fehlenden Einsatz in Brandenburg hat das bestimmt nicht gelegen. Es gibt Piraten, die haben Tausende von Km zurückgelegt, um zig Infostände zu machen, unzählige Plakate auf- und auch wieder abzuhängen oder tausende von Flyern per Hand zu verteilen. Wir haben uns mit neuen und mit bewährten Wahlkampfaktionen engagiert, mit jeder Menge Kryptoparties, einem Regiowahlkampf gemeinsam mit den Berlinern, mit einem Überwachungsboot Schauspiel bei der Fürstenberger Spaßbootregatta oder bei etlichen Einsätzen des Gläsernen Mobils, das vom Norden bis in den Süden Brandenburgs auf bildstarke Weise die Tatsache der Rundumüberwachung von Bürgerinnen u Bürgern deutlich gemacht hat.
Alle die, die bei einer der Übernachtungsaktionen im Gläsernen Mobil dabei waren, werden sich noch gut daran erinnern, wie schlecht es sich darin schläft aber auch was es für psychische Wirkungen auf einen hat, wenn man von überall her beobachtet werden kann. Wir haben so mit kreativen und eigenen Methoden vermitteln können, was eigentlich schwer vermittelbar ist – den gläsernen Bürger.
Aber trotz allen Engagements, und obwohl wir auch keinen Mangel an Medienpräsenz zum Sommerthema NSA Überwachung hatten, war es für Wählerinnen und Wähler eben doch kein entscheidendes Thema. Soziale Fragen, wie Harz4, Miet- und Strompreise, Mindestlohn, Arbeitsplätze und dergleichen waren viel wichtiger. Wir haben auch dafür programmatisch gute Antworten aber wir haben es als Partei noch nicht geschafft, auch mit diesen anderen Themen Gehör zu finden.
Das wird für uns eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten 10 Monate sein: unser Wahlprogramm inhaltlich zu vervollständigen und Mittel und Wege zu finden, es in seiner ganzen Bandbreite den Wählern zu vermitteln. Bei diesem Programmparteitag wollen wir genau dafür wichtige Weichen stellen. Wir brauchen jeden Einzelnen dafür, die Kreativität, die Zeit und Energie aller Piraten, um sie auf diese großen Aufgabe zu richten. Wir können auf niemanden verzichten und ich wäre sehr stolz auf diesen Landesverband, wenn wir genau das hinbekommen: unsere Prioritäten klar auf die politischen Herausforderungen des kommenden Jahres auszurichten.
Schon im Mai stehen die nächsten beiden Wahlen an für die wir durchaus gute Chancen haben. Bei der Europa-Wahl gibt es nur eine 3% Hürde und die ist ja wohl schaffbar! Jedenfalls in Zeiten, in denen sich die großen Parteien weiter unglaubwürdig machen, nicht nur aber vor allem auch im Zusammenhang mit der Aufklärung der Massenüberwachung durch ausländische Geheimdienste. Es fehlt eine starke Haltung Deutschlands gegen die USA aber auch gegen das EU Mitgliedsland Großbritannien.
Wo bleibt denn das EU Vertragsverletzungsverfahren gegen England und wann wird der britische Botschafter ins Außenministerium einbestellt? Warum entrüsten sich Politiker der Regierung über die Tatsachen und Rechtsverletzungen, die die Informationen von Edward Snowden ans Tageslicht brachten aber weigern sich dann, ihm hier in unserem Land Schutz zu gewähren? Wie kann man allen ernstes auch nur daran denken, jemanden an ein Land auszuliefern, der uns Kenntnis über illegale Spionageangriffe eben jenes Landes auf unser Land zugetragen hat, gegen die wir uns nur dadurch überhaupt wehren können?
Hat es im September viele Menschen noch nicht so aufgeregt, dass wir als ganzes Volk überwacht werden, so gab es doch mit der Merkelphone Affaire eine Veränderung in der öffentlichen Wahrnehmung. Die plötzliche Aufregung der Kanzlerin stand in krassem Widerspruch zu ihrer Gelassenheit, als es bloß um die Telefone und Emails von Erika und Otto Normalwählerin ging. Viele Menschen werden bemerken, dass bei den Koalitionsverhandlungen nicht ein größerer Schutz ihrer Privatsphäre sondern noch mehr Überwachung herauskommen wird. Das spielt uns zu aber wie schon im September wird es nicht ausreichen.
Für die Europawahlen werden wir auch auf andere Schwerpunkte setzen, etwa Demokratiethemen und Transparenz. Wieder werden Geheimverträge zwischen den USA und der EU ausgehandelt wie damals bei ACTA. Wieder sind sie von Lobbyisten geschrieben und nur durch einen Leak an die Öffentlichkeit geraten. Wieder beinhalten sie unvorstellbare Eingriffe in demokratische Grundrechte und die Souveränität von Staaten zugunsten großer Konzerne, deren materielle Interessen höchsten Stellenwert erhalten sollen. Nationale Schutzrechte wie Umwelt- und Verbraucherschutz werden dann nachrangig sein und Regierungen würden Schadenersatz in Milliardenhöhe aus Steuergeldern zahlen müssen, weil Firmen wegen Wettbewerbseinschränkungen gegen alles das klagen können.
Dieses Abkommen würde auch wieder private Urheberrechtsverletzungen massiv kriminalisieren und zur Überwachung des Internetverkehrs durch ISPs führen, es würde Patente für medizinische Eingriffe möglich machen, die es bisher nicht gab, es würde die Herstellung bezahlbarer Generika verzögern und immer würde es bei der Abwägung von Gemeinwohl und Wirtschaftsinteressen zugunsten der Wirtschaft entscheiden – auf Kosten selbst von Menschenleben. Wir dürfen uns dann auch freuen: auf nicht deklariertes Genfood und auf Chlorhähnchen made in USA, die bisher in Europa verboten sind, mit dem Freihandelsabkommen nach Wunsch der USA aber nicht mehr.
Mit diesem neuen Vertragswerk, genannt TTIP – Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (Transatlantic Trade and Investment Partnership) wäre die ganze Debatte um direkte oder repräsentative Demokratie egal, weil keine davon mehr eine ausreichende Rolle spielen könnte, weil an erster Stelle internationale Großkonzerne stehen werden und was die Bedürfnisse ihrer Geldgeber sind, aber nicht, was ein Volksentscheid oder ein Parlament beschlossen haben.
Wir müssen den Wahlkampf nutzen, um gegen solche Auswüchse vorzugehen und mit aller Kraft zu verhindern, dass ein solcher Vertrag von Deutschland mit unterzeichnet wird. Deutschland ist in der EU die wichtigste wirtschaftliche und politische Macht. Es wird entscheidend sein, ob wir dieses Agreement mittragen oder nicht. Wir müssen massiven Druck auf die Straße bringen, um das zu verhindern. Es darf kein zweites, und noch viel schlimmeres ACTA geben.
ACTA wurde verhindert, weil Millionen Menschen auf der Welt sich in unzähligen Aktionen dagegen gewehrt haben. Gegen den menschenfeindlichen Inhalt aber auch gegen den intransparenten, höchst undemokratischen Prozess seiner Entstehung, der auch jetzt wieder der gleiche ist. Die Zivilgesellschaft ist dabei außen vor, die Lobbyisten schreiben an den Entwürfen fleißig mit und sind immer im Bilde. Die Piraten waren eine der Kräfte, die sich mit vielen anderen gegen ACTA verbündeten und durch diesen gemeinsamen Widerstand ACTA verhindert haben. Genau das müssen wir wieder machen und das wird auch ein Teil unseres Wahlkampfes sein.
Wir werden uns dazu wieder mit anderen verbünden, online und offline mobil machen und eine Lanze für Transparenz und demokratische Prozesse auf Europäischer Ebene brechen, gegen die Übermacht des Lobbyismus. Wir werden unsere internationale Stärke dabei zeigen können, denn keine andere Partei ist wie die Piraten in so vielen Ländern mit gleichen Werten und Visionen zu finden. Das ist ein Vorteil, den wir gerade im Europawahlkampf nutzen können.
Auch für die Kommunalwahl haben wir uns hier in Brandenburg viel vorgenommen und werden z.T. mit offenen Listen um eine gute Aufstellung kämpfen. Die ersten AV sind schon gelaufen. Im Kommunalwahlkampf werden lokale Themen die größte Rolle spielen und alle die Piraten besonders gut positioniert sein, die bereits engere Anbindungen an die Lokalpolitik haben. Wie für die Landtagswahlen werden einige Programminhalte dabei besonders wichtig sein: Bildung, Mobilität und Zukunftschancen in Gegenden, die vom demographischen Wandel betroffen sind.
Bei der Kommunal- und Landtagswahl haben wir jedoch einen ganz besonderen strategischen Vorteil und das ist unsere Attraktivität für junge Wähler, die sich von anderen Parteien wenig repräsentiert sehen.  Das Wahlalter ist bei beiden Wahlen 16 Jahre. Bei der Juniorwahl haben wir jedoch sehr gute Ergebnisse erziehlt. Generell lag Deutschland bei der Juniorwahl bei über 12% für die Piratenpartei, an 4. Stelle, nach schwarz, rot und grün. Eine halbe Million Jugendlicher gaben bei der Juniorwahl ihre Stimme ab. Brandenburg stand in der Beteiligung von Schulen an der Juniorwahl an 5. Stelle von 16 Bundesländern.
Auch bei der kurz vor der BTW durchgeführten U18 Wahl haben wir bundesweit 12% gewonnen, aber in Brandenburg waren die Piraten sogar mit über 15%  die drittstärkste Partei nach CDU und SPD. In Barnim-Uckermark waren wir sogar die stärkste Partei mit fast 21%. Wenn ich nicht irre, was das das beste Ergebnis bundesweit und ich finde wir könnten auf unsere Wahlkämpfer in Barnim-Uckermark sehr stolz sein! Aber auch Im Landkreis Märkisch Oderland –Barnim II, in Frankfurt Oder/Oder Spree und in Elbe Elster / Oberspreewald waren die Piraten zweitstärkste Partei in der U18 Wahl. Das ist ein Potenzial, auf das wir bauen können. Das sind Zahlen, die uns auch Mut machen können, wenn sich 2% mal wieder deprimierend schlecht anhören.
Uns werden Wahlergebnisse nicht in den Schoß fallen aber für uns spielt die Zeit. Wir sind keine Übernachtpartei, die mal eben ein paar Protestwähler toll finden, auch wenn das eine Zeitlang Gott und die Welt so gedacht haben. Wir sind eine Partei für die digitale Gesellschaft, und für die Zukunft und wir werden einen langen Atem haben und haben müssen. Auch die Grünen haben lange gebraucht, bis sie in Parlamente eingezogen sind, hätten sie damals nach den ersten Niederlagen aufgegeben, säßen sie heute nicht in Landesregierungen und würden keinen Ministerpräsidenten in Baden Württemberg stellen. Bei allem Chaos und anfänglicher Selbstzerfleischung haben die Grünen nämlich Durchhaltevermögen im Interesse der Sache gezeigt. Genau deshalb gibt  es für uns keinen Grund, pessimistisch zu sein! Es gibt im Gegenteil, jede Menge Anlass für Optimismus und Wahlkampflust.
Neben dem für uns positiven, niedrigeren Wahlalter haben wir bei der Kommunalwahl auch keine Hürde zu überspringen. Es gilt die Verhältniswahl, also für jedes Prozent, das rechnerisch einen Sitz im Stadtparlament ergibt, wird ein Pirat oder eine Piratin in ein Kommunalparlament einziehen. Es besteht damit gar kein Zweifel daran, dass wir nach den Kommunalwahlen in Brandenburg noch mehr Piraten in Stadträten vertreten haben werden, die direkt an der Basis den Bürgerinnen und Bürgern zeigen können, wie anders wir arbeiten, wenn man uns machen lässt. Wir nehmen den Begriff „Volksvertreter“ nämlich ernst, das zeigen wir nicht zuletzt mit Angeboten wie openantrag.de, das inzwischen von 46 Parlamenten mit Piratenbeteiligung – darunter viele Kommunen – genutzt wird.
Von Mai bis September können wir dann in noch mehr Kommunen unser Bestes geben, um bei der Landtagswahl zu zeigen, dass wir eben nicht nur leere Versprechen abgeben. Das alles klingt nach richtig viel Arbeit und das ist es auch. Aber es ist politische Arbeit für eine Sache, wegen der wir alle Mitglieder dieser Partei sind. Für eine Sache, die jede Woche und jeden Tag wichtiger wird und für die sich niemand so verantwortlich fühlt wie wir. Das ist nicht nur der Einsatz für einen transparenten Staat und mehr Mitbestimmung und auch nicht nur der Kampf um unser aller Privatsphäre.
Es geht vor allem auch darum ein Rechtssystem aufzubauen, dass in die digitale Gesellschaft passt, das offen, gerecht und inklusiv ist. Dazu gehören auch Themenfelder wie das Bedingungslose Grundeinkommen, ein gerechteres Gesundheitssystem, Breitband in der Provinz, freier Zugang zu Wissen und Kultur und eine Bildung, die unseren Kindern ermöglicht, sich nach ihren Talenten zu entwickeln. Dazu gehört auch noch viel mehr und etliches von diesen Themen werdet Ihr in den Anträgen wieder finden, die wir heute und morgen hier debattieren wollen.
Ich freue mich auf diese Debatte rund um unser Programm, denn mit jedem inhaltlichen Antrag, den wir auf diesem LPT beschließen, wird unser Programm vollständiger und besser werden. Auch wenn dieser LPT etwa hinsichtlich der Versorgung vielleicht nicht unser luxuriösester sein wird, so haben wir immerhin in gerade mal 8 Wochen nach dem Mammutaufwand für die Bundestagswahl einen LPT organisiert bekommen und das ist schon eine Leistung, dafür, dass alles nur im Ehrenamt passiert und ohne fette Sponsoren, wie man sie bei den anderen Parteien regelmäßig sieht.
Ich bin dankbar für ein so gutes LaVo Team, mit dem auch solche Hauruck Aktionen möglich sind. Den größten Dank für die Orga hat sich dabei Friedrich verdient als derjenige, der im LaVo für Veranstaltungen zuständig ist. Aber was ist ein LaVo ohne Basis! Im Vorfeld des LPT und vor allem gestern abend haben viele Piraten diesen Raum für uns vorbereitet und ausgestattet. Ich finds im übrigen schön hier und hej – wir sind ja nicht zum essen gekommen, sondern um unser Programm zu machen :-).
Bevor wir nun wirklich loslegen, möchte ich Euch noch jemanden vorstellen: eine Piratin, die etliche von Euch schon vom Wahlkampf kennen, den sie etliche Male bei uns unterstützt hat, obwohl sie eigentlich Berlinerin ist. Ich meine Cornelia Bürger, die seit 30 Jahren Journalistin und selbst Mitglied der Bundespressekonferenz ist und die für uns als Pressesprecherin arbeiten möchte. Hier auf dem LPT möchte sie Euch kennenlernen und auch Euch eine Gelegenheit geben, sie ihrerseits kennenzulernen. Sie wird hier schon die Pressebetreuung übernehmen und steht Euch daneben Rede und Antwort für jede Frage, die Ihr habt. Aber jetzt hat sie kurz selbst das Wort, bevor wir dann als nächstes mit den üblichen Formalien loslegen.

Und so war es: 24 Stunden unter Beobachtung im Gläsernen Mobil

Gestern fuhr das Gläserne Mobil weiter nach Schwedt – 24 Stunden lang hatte es zuvor in Fürstenberg/Havel auf dem Marktplatz gestanden und ich habe darin gewohnt – von drei Seiten einsehbar für alle (siehe Ankündigungstext HIER).
Bauzaunplane GLM Montage
Am 04.09.2013 um 17:00 ging es los – das Mobil wurde aufgestellt, unsere „Stoppt den Überwachungsstaat“ Bauzaunplane an der Rückseite befestigt (dabei mußte ich klettern), die Möbel darin hergerichtet, Teekanne, Lesestoff und eine Schale Tomaten aus dem Garten kamen auf den Tisch. Anfangs waren wir zu dritt – neben mir waren mein Mann Daniel dabei und Friedrich Schumann, beide engagiert für das Thema Überwachung, beide Piraten – sogar im Landesvorstand. Schon bald bekam das Gläserne Mobil viel Besuch, die Sonne schien auf den Marktplatz von Fürstenberg – der leer und übersichtlich war und auf dem unser Gläsernes Mobil ein Hingucker war.
Gläsernes Mobil bei NachtVor allem junge Fürstenberger aber auch Besucher aus Polen (Austauschschüler am Carolinum in Neustrelitz, die in Fürstenberg ein Gastzuhause gefunden haben) kamen mit uns ins Gespräch. Richtig voll wurde es nach 20:00 als Verstärkung von Berliner Piraten dazustieß. Darunter Mirco und Flow, die ein Interview mit mir für die Reihe PirateTaxiTV (Folge 6) im Gläsernen Mobil gedreht haben.

YT-PirateTaxiTV Folge 6 GLM

Natürlich ging es vor allem um das Thema Überwachung aber auch um das Gläserne Mobil selbst und die Bundestagswahl. Auch ein Journalist der Märkischen Allgemeinen Zeitung war schon einmal da, um sich das Gläserne Mobil bei Nacht anzuschauen, am kommenden Tag kam er noch einmal vorbei. Gegen Mitternacht wurde es ruhiger – aber nur was die Besucher anging. Der Rest der Nacht war laut, sehr laut, denn ununterbrochen bretterte ein LKW nach dem anderen durch die Nacht und ich vermute alle miteinander mit stark überhöhter Geschwindigkeit.
Die Nacht im Gläsernen Mobil war ja ohnehin nicht sehr bequem, ein Bett gibt es  nicht, nur einen Sessel und ein Zweisitzersofa. Mein Mann und ich haben versucht, uns irgendwie gemeinsam darauf auszustrecken und zu schlafen. Um vier Uhr früh gaben wir diesen Versuch auf. Ich habe mir dann ein provisorisches Lager aus Sofakissen auf dem Boden hergerichtet und einen Schlafsack über den Kopf gezogen, damit das Licht der Straßenlaterne und der Lärm der LKW wenigstens gefiltert werden. Mein Mann legte sich als „L“ über Sofa und Sessel. Diese Variante hat funktioniert und wir konnten 2 Stunden schlafen.
Frühstück im GLMBei Frühstück von Tee und Croissant vom Markt-Bäcker diskutierten wir darüber, wie man diese verdammte Bundesstrasse leiser bekommt. Es stört uns ja schon lange, dass mitten durch eine Kleinstadt jeden Tag der Verkehr Tausender Autos rauscht, aber dieses Nachterlebnis hat uns wirklich erschüttert. Mir war nicht bewußt, dass es nachts noch so viel schlimmer ist, weil die Schwertransporter dann so ungebremst durch die Stadt rasen können, was den Verkehrslärm noch einmal penetranter macht. Wir haben es gut, wir hatten nur eine solche Nacht, aber es gibt in Fürstenberg viele Menschen, die diesen gleichen Lärm jede Nacht aushalten müssen. Nachts um vier bekamen wir Visionen von Tempo 30 Zonen für die ganze Innenstadt mit Blitzern, die den Nachtfahrern die Lust am Rasen nehmen. Der B96 wendete das Gläserne Mobil den Rücken zu – direkt an einer Ampel, wo immer wieder Autos halten mußten. Dabei hatten sie einen prima Ausblick auf den „Merkelator“, der als Plane die Rückseite des GLM schmückte.Gläsernes Mobil am Morgen
Am frühen Morgen waberten Nebel über den Marktplatz, es war kalt und der Himmel schlohweiß. Kurz vor 08:00 Uhr kamen die ersten Lieferanten, um ihre Stände für den Wochenmarkt aufzubauen, die Nebel lichteten sich und bald strahlte die Sonne warm über einem belebten Marktplatz. Unser Gläsernes Mobil stand an der Straßenseite mit der Glasfront zum Markt, wir konnten dem Markttreiben von drinnen zuschauen und von draußen konnte man uns sehen. Natürlich hatten wir auch einen Infostand mit Material zum Programm der Piratenpartei dabei, das mehr nachgefragt wurde, als wir gedacht hatten – schon am frühen Nachmittag gingen uns die Wahlprogramme aus. Mit vielen Bürgerinnen und Bürgern debattierten wir über alle möglichen Themen. Das Gläserne Mobil erreichte sein wichtigstes Ziel: mit Menschen über die allgegenwärtige Überwachung ins Gespräch zu kommen, gegen die verbreitete Meinung „ich hab nichts zu verbergen, mir ist das doch egal“ oder „ich benutze das Internet nicht, das geht mich nichts an“ zu argumentieren und über Vergleiche mit unerwünschter permanenter Beobachtung im eigenen Wohnraum das Bewußtsein für den eklatanten Einbruch in die Privatsphäre und die freiheitlichen Grundrechte zu schärfen.
Daniel kameraüberwachtWie sehr allein das Bewußtsein permanenter Überwachung Menschen beeinträchtigen kann, hat auch mein Mann Daniel Domscheit-Berg gespürt, auf den im Sessel sitzend die nachgebaute und keineswegs funktionstüchtige Kamera gerichtet war, die an unserem Piratensonnenschirm vor dem GLM hing. Obwohl er wußte, dass diese Kamera nur ein Fake war, fühlte er sich unangenehm beobachtet und unwohl. Dieses Gefühl können wir bald alle überall haben, denn der Trend geht zur flächendeckenden Kameraüberwachung im öffentlichen Raum.
Piraten-GLM am Fürstenberger WahrzeichenAber es ging in den Gesprächen auch um mehr. Etwa um generelle Informationen zur Piratenpartei, unsere Vorstellungen zum Bedingungslosen Grundeinkommen (hier eine Empfehlung eines Klasse Erklärbärvideos zum BGE von Marina Weisband), zur Bildung, zu Bürgerbeteiligung oder auch um die Geschichte und den Ursprung des Namens „Piratenpartei“. Im Laufe des Vormittags trudelte dann auch die SPD mit einem kleinen Stand links neben uns und die CDU mit einem großen Wahlkampfauto rechts von uns auf. Mein Gegenspieler Herr Feiler von der CDU bekam Unterstützung von Herrn Wichmann aus der gleichen Partei, man verteilte Waffeln und Marmelade – auf Inhalte kam es wohl nicht so an.
Beide Parteien verzogen sich allerdings auch frühzeitig wieder, ab 12:30 Uhr waren wir wieder allein, um 14:00 Uhr war auch das Marktgeschehen vorbei und es wurde ruhiger. Die Nacht steckte uns noch in den Knochen, da stieg am Nachmittag der Kaffee- und Teekonsum. Mein Mann war ein paar Stunden in Berlin, aber Cornelia Bürger war stattdessen schon früh am Morgen zu uns gestoßen, so dass wir wieder zu dritt vor Ort waren. Am Nachmittag bekamen wir Besuch von etlichen Spaziergängern, die sich über das komische transparente Mobil wunderten oder darüber eine Ankündigung in der Zeitung gelesen  hatten und die Gelegenheit für spezifische Fragen nutzten, z.B. über unsere Haltung zu Netzsperren.
2013-09-05-MAZ-GLM24 Stunden nachdem wir das Gläserne Mobil auf dem Marktplatz in Fürstenberg aufstellten, bauten wir es wieder ab. Wir waren müde nach dieser Aktion aber gingen mit dem guten Gefühl nachhause, mit vielen Menschen gesprochen zu haben, die sich nun ein besseres Bild über die Problematik und Gefahr anlassloser Überwachung machen konnten und auch über die Positionen, für die ich und die Piratenpartei stehen. Das schönste waren natürlich immer die Momente, wo Wählerinnen oder Wähler einem erklärten, dass sie bei dieser Wahl auf jeden Fall für die Piraten stimmen werden :-).
Am Tag danach berichteten sowohl die Granseezeitung als auch die Märkische Allgemeine Zeitung ausführlich und mit vielen Bildern über die Aktion (eine Seite weiter gab es auch noch ein langes Portrait über mich). Ein ungewöhnlicherer Wahlkampf ist einfach spannender als der 100.000ste Stand zur Flyerverteilung. Das fand die Presse – wir als Beteiligte aber auch. Ohne viele Helfer hätte diese kurzfristig geplante Aktion nicht geklappt. Danke an @MarcSchoeppi für den Transfer des Mobils von Potsdam nach Fürstenberg, an @Goldfisch007 und @CoBuerger für das Mitmachen vor Ort, an meinen Mann für Hilfe bei der Orga und an @bastianbb für die Pflege und Koordination des grandiosen Gläsernen Mobils, die Organisation der Brandenburger Wahlkampftournee des #GLM und für den Abtransport von Fürstenberg nach Schwedt. Last but not least, Danke auch an das Dokumentationsteam aus Berlin – mit @FlowLightning und @idova01!

24 Stunden im Gläsernen Mobil am Marktplatz von Fürstenberg/Havel

Überwachung kann man sich schlecht vorstellen, man kann sie nicht spüren, man kann sie nur ahnen aber viele Menschen verdrängen diese Ahnung. Weil das so ist, regen sich immer noch nicht genug Menschen auf gegen den Überwachungswahn in unserem Land – und bei unseren „Freunden“ und nehmen passiv die Erosion unserer demokratischen Freiheitsrechte hin.
Gläsernes MobilIch möchte das Phänomen Überwachung erlebbarer machen und beteilige mich daher an der Tour des Gläsernen Mobils der Piratenpartei in Brandenburg. Dieser durch Seitenverglasung einsehbare, bewohnbare Anhänger ist mit einer gemütlichen Sitzgruppe ausgestattet, auf der mein Mann und ich ab heute abend offen für alle miteinander reden, am Laptop arbeiten oder Fragen von Bürgern beantworten werden, die uns dort besuchen möchten. Natürlich haben wir auch jede Menge Informationsmaterial zum Wahlprogramm der Piratenpartei dabei – nicht nur zum Thema Überwachung und Datenschutz.
Abends schieben wir die Sitzecke dann an die Seite und versuchen, es uns im Gläsernen Mobil bequem zu machen, denn wir werden auch die Nacht gemeinsam und von jedem einsehbar dort verbringen. Ich hoffe, uns leuchtet nicht jeder Kneipenheimgänger mit der Taschenlampe in die Augen – wir wollen ja schlafen. Wie gut das geht, weiß ich nicht, denn das Gefühl, von jedem Spaziergänger beim schlafen beobachtet zu werden ist kein schönes. Vielleicht debattieren wir auch lieber die halbe Nacht oder gucken Filme am Laptop. Jeder kann jedenfalls alles sehen, was wir da machen – NSA, BND, Verfassungsschutz, und all die anderen „lieben Geheimdienste“ haben es diesmal gaaaaaanz einfach.
Aber unsere Botschaft mit dieser Aktion ist:

So einfach haben es die Dienste in virtuellen Räumen fast überall und immer. Nichts ist mehr geheim, wir sind längst gläserne Bürger geworden.

Ohne dass wir es merken, können unsere Handydaten in eine Funkzellenabfrage geraten, nur weil ein paar hundert Meter weiter ein Taschendieb sein Unwesen trieb. Unsere Bewegungen im Internet können deutsche Behörden verfolgen, selbst wenn wir nur eine Ordnungswidrigkeit begangen haben. Ordnungswidrigkeit? Dazu gehört schon Falschparken. Dieser Datenabruf heißt Bestandsdatenauskunft, das Gesetz dazu wurde von der Regierungskoalition noch schnell vor der Sommerpause durchgewunken. Das gleiche Gesetz räumt Behörden weitreichende Befugnisse ein, auch an die PIN von Mobiltelefonen oder an Passwörter für alle möglichen Dienste, die wir nutzen, heranzukommen. Passwörter, mit denen man online Banking macht oder Bilderdatenbanken vor Zugriff schützt. Passwörter, die Zugang  zu Emailkonten, Facebookprofilen, Amazon und eBay ermöglichen. Ich finde diese Vorstellung gruselig. Wir alle sollten das gruselig finden und etwas dagegen tun. Selbst 80-jährige, die das Internet links liegen lassen, sollten sich im Namen ihrer Kinder und Enkel aufregen, denn diese Jugend ist die erste Generation, die es je gab, deren Privatleben, pubertäres Verhalten und persönliche Beziehungen so überwachbar und einsehbar sind, wie die Sitzgruppe im Gläsernen Mobil.
Wir freuen uns auf Besucher und Diskutanten am Gläsernen Mobil – ab heute, 04. September ca. 16/17:00 bis morgen früher abend werden wir am Marktplatz in Fürstenberg/Havel im Norden Brandenburgs sein.
Von Berlin ist das in 55 Min ohne Umsteigen prima zu erreichen, der Bahnhof ist nur 4 Min Fußweg vom Marktplatz entfernt. Am 5. September ist übrigens auch Wochenmarkt – auf dem gleichen Marktplatz 🙂 (wir müssen also wenigstens nicht verhungern).
Für Twitterfans: der Hashtag ist #GLMfbg
Stoff zum Nachlesen und ein Demoaufruf
Und weil es so gut in den Kontext paßt, mein Mann und ich haben in den letzten Tagen beide für englischsprachige Medien zum NSA Skandal geschrieben, hier sind die Links dazu:

FSA Aufruf
Der kommende Samstag ist übrigens der 07. September – „Freiheit statt Angst“ Tag – der Tag, an dem wir Berlin erschüttern werden durch eine Massendemonstration, die diesen Namen verdient hat! Um 13:00 Uhr geht es am Alexanderplatz los. Kommt alle, nehmt Eltern, Onkel und Enkel, Tanten und Cousinen, Brüder und Schwestern, Freunde und Bekannte, Nachbarn und Kolleginnen und Kollegen mit! Es ist kurz vor der Bundestagswahl, NIE innerhalb einer Legislaturperiode sind Politiker so aufmerksam und hören so gut zu – laßt uns diese Gelegenheit gut nutzen. Laßt uns laut genug sein, dass man sich auch nach der Wahl noch unseren Protest erinnert!  Nehmt Trillerpfeifen mit und Eure Aluhüte, bastelt Euch Pappkameras zum Überwachen der Überwacher, malt Euren Frust auf Transparente! Seid viele! Ich freue mich darauf! Für die Romantiker unter meinen Leserinnen und Lesern verrate ich noch etwas: Bei der FSA Demo 2009 habe ich meinen Mann fotografiert – nur kannte ich ihn damals noch gar nicht, ich habe das viel später erst durch Zufall entdeckt :-).
Link zum Demoaufruf Freiheit statt Angst: http://blog.freiheitstattangst.de/about/
Link zu Demo-Orga-Informationen: http://blog.freiheitstattangst.de/
Link zum Demo-Video: https://www.youtube.com/watch?v=2A3Nw9_ZZ6c
Wer sich ein altes Video von der Freiheit statt Angst Demo 2009 (ja, genau die Demo, wo mir zum ersten Mal unerkannt mein Mann begegnete) anschaut, kann auch das Gläserne Mobil in Aktion sehen!
FSA 2009 Video
 

"Gläserner Staat oder gläserner Bürger?" ab 27.8.13 bei Aktionstagen in Ost-Brandenburg

Flyer Aktionstage Ostbrandenburg VorderseiteDer Regionalbahnwahlkampf liegt hinter mir – es war toll und wir machen das garantiert wieder mal! Einen Bericht mit Bildern wird es dazu auch noch geben – aber hier gibts jetzt erst mal eine Ankündigung zu den Piratenparteiaktionstagen in Märkisch Oderland und Barnim 🙂
Wir haben uns wieder viel vorgenommen – in kurzer Zeit – aber es sind ja auch nur noch vier Wochen bis zur Bundestagswahl, ausschlafen kann man danach wieder. Zur Aktionswoche gibts sogar einen schicken Flyer (danke an Jonathan Dehn!).
Unsere Reise führt uns zuerst in meine Heimatstadt Müncheberg (Wikipediaeintrag), am Rande der Märkischen Schweiz, wo ich ab meinem 6. Lebensjahr aufwuchs (ein Besuch lohnt sich, schon wegen der Stadtmauer aus dem Mittelalter, die einmal rund um den Stadtkern führt). Am Dienstag, den 27.08.13 werden wir dort zuerst auf dem Marktplatz an einem Infostand mit den Leuten vor Ort reden – vielleicht laufen mir ja sogar frühere Klassenkameraden oder Lehrer über den Weg ;-). Der Direktkandidat für Märkisch-Oderland wird auch präsent sein – das ist Jonathan Dehn – genau, der der auch den Flyer gestaltet hat).
Flyer Piratenaktionstage RückseiteAm Nachmittag haben wir eine kleine innerparteilich bedingte „Pause“ – der neue Brandenburger Landesvorstand wird sich in Müncheberg konstituieren, wir nutzen die Gelegenheit, dass einige Vorstandsmitglieder sowieso vor Ort sind. Abends gehts aber mit Wahlkampf weiter: in den Räumen des Müncheberger Heimatvereins werde ich zum Thema:

„Wohin steuert Deutschland: Gläserner Staat oder Gläserner Bürger? Was macht und was will die Piratenpartei?“

sowohl auf aktuelle Tagespolitik Bezug nehmen als auch etwas zu meinem politischen Werdegang, zu meinen Vorstellungen und zum Programm der Piratenpartei erzählen und natürlich alle Fragen beantworten, die man mir da so stellt. Die Massenüberwachung durch in- und ausländische Geheimdienste verliert ja leider nicht an Aktualität, auch wenn Pofalla das Thema für „beendet“ erklärt hat, weil unsere lieben und vertrauenswürdigen Freunde uns ja versprochen haben, mit dieser notorischen Spitzelei aufzuhören und das sogar mit einem No-Spy-Abkommen schriftlich geben wollen. Da fällt ja eigentlich ohnehin niemand drauf rein (außer Kanzleramtschef Pofalla, Innenminister Friedrich und Kanzlerin Merkel), aber nun gibt es Erkenntnisse, die es vermutlich selbst den Hartlinern unter den Blind-Taub- und Stummstellern schwer machen sollten, bei dieser Taktik zu bleiben. Laut Spiegel hat die NSA selbst die UNO überwacht – OBWOHL es ein No-Spy Abkommen gab! Ich weiß langsam nicht mehr, wem ich noch weniger glauben soll, den Führungsspitzen der NSA oder unserer Bundesregierung. Das Internet hat sich natürlich längst über #PofallabeendetDinge lustig gemacht, das kann man sich hier ansehen, wenn man Sinn für schwarzen Humor hat. Nein Pofalla, dieser Skandal ist keineswegs beendet, auch wenn das aus Wahlkampfgründen sicher schöner für die Regierungskoalition wär.
Zurück zu den Aktionstagen – am 28.08.13, Mittwoch, gehts weiter, diesmal begleitet mich Martin Hampel, der Direktkandidat für den WK 63 – Frankfurt/Oder und Landkreis Oder-Spree. Zuerst gibt es Infostände in Grünheide und Erkner (dahin kommt man von Berlin noch mit der S-Bahn), dann mit einer Doppelveranstaltung am Abend, bei der ich zuerst ähnlich wie in Müncheberg bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung über unsere und meine politischen Ziele reden werde – mit Bezug auf die Tagespolitik, gefolgt nach einer halben Stunde Pause von einer Kryptoparty am gleichen Veranstaltungsort in Erkner, bei der mein Mann und der neue Politische Geschäftsführer der Brandenburger Piraten, Daniel Domscheit-Berg und Friedrich Schumann, angehender Informatikstudent und Beisitzer im Landesvorstand, interessierten Bürgerinnen und Bürgern zeigen wollen, wie sie am besten digitalen Selbstschutz üben können. Natürlich gibt es in diesen Zeiten keinen 100%-igen Schutz vor Überwachung unseres Kommunikationsverhaltens im Internet, aber man kann es den Eindringlingen schon mehr oder weniger schwer machen. Die meisten Menschen machen es den Überwachern denkbar leicht – weil sie nicht wissen, wie man sich am besten schützt. Wir wollen gemeinsam demonstrieren, wie man den mitgebrachten Laptop so einrichten und nutzen kann, dass es NSA und hiesige Konsorten möglichst schwer haben. Verschlüsseln zu lernen ist nicht nur im Privatleben nützlich (wir alle haben schließlich etwas zu verbergen, sonst würden wir nie eine Gardine vor das Toilettenfenster hängen, nie flüstern und nie unter vier Augen reden) sondern auch für Mitarbeiter in Unternehmen, denn auch Wirtschaftsspionage steht im Fokus von Datensammlern. Auf der Website der Piraten Brandenburg stand das Konzept schon einmal sehr schön beschrieben:

Eine Cryptoparty bezeichnet ein Treffen von Menschen mit dem Ziel, grundlegende Verschlüsselungs- und Verschleierungstechniken zu vermitteln. Derartige Partys sind öffentlich und nicht kommerziell. Es handelt sich um eine Art „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ im Internetzeitalter. Ein Selbstverteidigungskurs gegen Datensammler und Datendiebe. Mails können verschlüsselt versendet, Festplattendaten vor unbefugten Zugriffen gesichert und Nachrichten nur mit dem gewünschtem Empfänger lesbar ausgetauscht werden. Ein eigener Computer vor Ort ist hilfreich, aber nicht notwendig. Um gegebenenfalls die Programme und Unterlagen mitnehmen zu können empfiehlt sich das Mitbringen eines USB-Sticks.“

An unserem dritten Aktionstag am Donnerstag, den 29.08.13, werden wir im Nordosten Brandenburgs unterwegs sein, wieder mit einem inhaltlichen Wahlkampf-Dreiklang, diesmal in Bernau. Erst Infostand im Stadtzentrum, danach thematische Debatte rund um unser Wahlprogramm, gläserne Bürger und transparenten Staat und danach gibt es auch in Bernau eine Kryptoparty in gleicher Besetzung wie in Erkner. Nur ist diesmal wieder Jonathan Dehn mit von der Partie, der auch Direktkandidat für Barnim II ist. Wir wollen eben nicht nur reden, sondern auch konkret etwas für die Menschen tun und ihnen helfen, sich selbst besser zu schützen. Damit entlassen wir die Bundesregierung natürlich nicht aus ihrer Verantwortung – wir bleiben am Thema dran und werden den Druck weiter erhöhen.
Datenhamstern wollen wir keine Spielräume zur Massenüberwachung einräumen, die uns alle als potenzielle Verbrecher sieht. Datenhamster sehen aus wie normale Politiker, aber sie sind kreuzgefährlich für die Grundrechte. Diese Aufnahmen belegen das (einfach auf das Bild klicken zum Anschauen der Videos oder für Teil 1 HIER und für Teil 2 HIER klicken) – Ähnlichkeiten des Datenhamsters Hans-Peter mit gleichnamigen hochrangigen Kabinettsmitgliedern sind vermutlich reiner Zufall:

Screenshot Video Datenhamster Teil 1

Datenhamster – Teil 1


Screenshot Video Datenhamster Teil 2

Datenhamster Teil 2


Zum Abschluss noch eine Übersicht, wann ich wo und wozu sein werde (falls jemand das auf dem Flyerbild nicht lesen kann)

Infostände: 
  • 27.08.2013     9:00 – 13:00    Müncheberg, Marktplatz
  • 28.08.2013     9:00 – 13:00    Grünheide, Marktplatz
  • 28.08.2013   14:00- 17:00     Erkner, Bahnhofsvorplatz
  • 29.08.2013   10:00 -16:00     Bernau, am Wochenmarkt
Diskussionsveranstaltungen: 
  • 27.08.2013    19:00    Müncheberg, Heimatverein, Thälmannstrasse 21 –
  • 28.08.2013    18:00    Erkner, Löcknitz Idyll GmbH, Fangschleusen Str. 1
  • 29.08.2013    17:30    Bernau, Meyer-Wittwer-Bau, Hannes-Meyer-Campus 1
Kryptoparties – “Meine Daten gehören mir“ – Gegen Überwachung kann man sich wehren!
Die Workshops sind kostenfrei und offen für jeden. Interessenten sollten Laptop und USB-Stick mitbringen.
  • 28.08.2013    19:30    Erkner, Löcknitz Idyll GmbH, Fangschleusen Str. 1
  • 29.08.2013    19:00    Bernau, Meyer-Wittwer-Bau, Hannes-Meyer-Campus 1 (hier wird vorr. mindestens ein TV Termin dabei sein)
Hinweise für die Presse:

Es gibt die Möglichkeit, Interviews mit den Beteiligten in Müncheberg, Erkner und Bernau vor der Informationsveranstaltung und in der Pause zwischen Informationsveranstaltung und Kryptoparty zu führen. Vorher Bescheid sagen, wär aber toll, dann kann man besser planen.
Eine Pressemitteilung gab es zur Aktionswoche auch -> Hier.

Regionalbahnwahlkampf in Brandenburg – 23.-24.08.2013

by: Sebastian Terfloth User:Sese_Ingolstadt (Wikimedia Commons), Lizenz: CC-SA-3.0

by: Sebastian Terfloth User:Sese_Ingolstadt (Wikimedia Commons), Lizenz: CC-SA-3.0


Nein, wir wollen nicht die Regionalbahnen stürmen und an alle Fahrgäste Flyer verteilen, denn das ist meines Wissens gar nicht erlaubt. Aber wir wollen das Regionalbahnnetz für einen „fliegenden“ Wahlkampf nutzen, um auch in kurzer Zeit verschiedene Orte unseres ausgedehnten Bundeslandes erreichen zu können. Vor Ort wollen wir mit Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt kommen, Fragen zu unserem Wahlprogramm beantworten und ich möchte mich natürlich auch als Kandidatin vorstellen. Sechs Orte in drei Brandenburger Regionen werden wir in zwei Tagen besuchen. Ich werde die ganze Tour dabei sein.
Mit dem Berlin-Brandenburg Ticket wird dieser Flächenwahlkampf dann auch für eine Partei wie die Piraten bezahlbar, 5 Personen fahren für 29€ den ganzen Tag durchs Land. Kurzfristige Unterstützer sind willkommen!
Der erste Tag – 23.08.2013 – Freitag, mit RE 2 ins Havelland und in die Prignitz
Von Nord nach Süd – RE 2 (Wismar – Cottbus Linie) geht es am 23.08.2013 los. Wir fahren in zwei Etappen ab Berlin, der erste Trupp steigt mit mir um 09:25 im Berliner Hauptbahnhof ein, Richtung Falkensee, schon 20Min später sind wir dort – genau westlich von Berlin, mitten im Havelland. Der zweite Trupp fährt ab Berlin Zoo mit Raimond Heydt (@morgenlandfahrt) um 10:30 Uhr. In Falkensee treffen wir auf Piraten vor Ort und werden gemeinsam am Infostand Bürgerinnen und Bürger über Piratenpolitik informieren. Von dort geht es Richtung Norden, wieder mit dem RE2 in die Ost-Prignitz/Ruppin, nach Neustadt/Dosse, wo wir uns verteilen und die Gegend mit Flyern beglücken wollen. Den Nachmittag verbringen wir aber wieder im Süden, also zurück mit dem RE2, diesmal bis Nauen, wo es ab 14:00 Uhr einen Pirateninfostand geben wird – so lange, bis wir müde sind und keiner mehr was von uns wissen will ;-). Zu diesem unbestimmten Zeitpunkt fahren wir wieder mit RE2 zurück nach Berlin, um uns in unsere Heimatorte zu verteilen.
Die Route am 23.8.13 im Detail:

  • Berlin Hbf Abfahrt: 09:25 Uhr, Ankunft Falkensee: 09:45 Uhr (Nachzügler: ab Hbf 09:37 oder Zoo 10:30)
  • Pirateninfostand in Falkensee ab 09:30 Uhr bis ca. 13:30 Uhr
  • Falkensee Abfahrt: 11:48 Uhr, Ankunft Neustadt/Dosse: 12:20 Uhr
  • Flyern in Neustadt/Dosse ab 12:20 Uhr bis 13:40 Uhr
  • Neustadt/Dosse Abfahrt: 13:42 Uhr, Ankunft Nauen: 14:04 Uhr
  • Pirateninfostand in Nauen Bahnhofvorplatz: ab 14:00 Uhr
  • Nauen Abfahrt: ??:04 Uhr (frühestens 17:04), Ankunft Berlin Hbf: ca. 30Min später

Der zweite Tag – 24.08.2013 – Samstag, mit RE 7  nach Potsdam-Mittelmark

Am Samstag machen wir auf den Weg Richtung Süden und werden noch mehr Spaß haben als am Freitag, denn unterwegs treffen wir auf eine Station, in der es ein Fest gibt. Wir starten wieder früh, um 09:17 ab Hbf mit dem RE 7 nach Michendorf, unserer ersten Station in Potsdam-Mittelmark. Dort wartet schon ein lokales Team mit einem Infostand auf die fliegenden Wahlkämpfer. Unsere nächste Station ist Brück, dort wird ein mobiler Infostand von uns aufgebaut und dann auch wieder abgebaut, denn es geht weiter nach Bad Belzig, wo das Altstadt-Sommerfest stattfindet. Auch dort werden wir schon erwartet von Lokalpiraten, mit denen wir gemeinsam am Infostand über Piratendinge erzählen werden aber wo wir uns auch mal auf dem Fest umschauen, so dass wir einen besonders schönen Wahlkampftourneeabschluss dort haben werden. Entsprechend spät werden wir die Heimfahrt nach Berlin antreten.
Die Route am 24.8.13 im Detail:

  • Berlin Hbf Abfahrt: 09:17 Uhr (Gleis 13) Richtung Michendorf, Ankunft: 09:49 Uhr
  • Pirateninfostand in Michendorf von ca. 09:30 Uhr bis 12:00 Uhr
  • Abfahrt Michendorf: 11:49 Uhr, Ankunft Brück 12:05 Uhr
  • Pirateninfostand in Brück: 12:10 Uhr – 13:55 Uhr
  • Abfahrt Brück: 14:00 Uhr, Ankunft Bad Belzig: 14:15 Uhr
  • Pirateninfostand in Bad Belzig: 10:00 Uhr – vorr. 19:00 Uhr
  • Abfahrt Bad Belzig: stündlich möglich, z.B. 18:47 oder 19:47 Uhr, dann Ankunft in Berlin Hbf um 19:44 oder 20:44 Uhr

LuftballonsäbelWer noch mitmachen möchte, wendet sich am besten per Twitter an @morgenlandfahrt für Tag 1 und @mtaege für Tag 2, alternativ auch einfach an mich: @anked oder telefonisch: 0175 1676 282. Wir werden uns am Berliner Hauptbahnhof am 1. Wagen nach der Lok treffen, damit man sich findet. Einfach nach Piratenfarben Ausschau halten!
Unterwegs und an den Ständen werde ich wieder jede Menge Piratensäbel für Kinder bauen – aus Modellierluftballons. Das hält die Finger flink und macht den Kindern Spaß. Für die Eltern gibt es Informationen, denn wider aller Behauptungen hat die Piratenpartei tatsächlich ein umfangreiches Wahlprogramm!

Wahlprogramm der Piratenpartei Bundestagswahl 2013Nicht ganz ausgeschlossen ist, dass wir am Sonntag den 25.8.13 noch eine spontane Regio-Tour Richtung Potsdam machen, falls es dazu Neuigkeiten gibt, werde ich sie hier als Update ergänzen.

Eine neue Herausforderung – Wahl zur Vorsitzenden bei den Piraten Brandenburg

Am 10. und 11.08.2013 fand in Bad Liebenwerda im Süden Brandenburgs ein Landesparteitag der Piratenpartei statt. Der Samstag war der Neuwahl des Landesvorstandes vorbehalten, am Sonntag stand die Weiterentwicklung unseres Landes-Wahlprogramms für Brandenburg im Mittelpunkt.
Der Landesverband Brandenburg und sein Vorstand haben es im letzten Jahr nicht so einfach miteinander gehabt. Das war ein Grund, warum man noch kurz vor der Bundestagswahl einen Wahlparteitag angesetzt hat. Der neue Vorstand sollte noch einmal durchstarten und noch vor dem 22.09. ein Zeichen setzen können. Um es vorweg zu nehmen – am Ende der Neuwahl fand ich mich als erste Vorsitzende des Brandenburger Landesverbandes der Piratenpartei wieder. Geplant war das nicht. Mein Mann, Daniel Domscheit-Berg, hatte schon seit längerem darüber nachgedacht, als politischer Geschäftsführer und Mitglied des Landesvorstandes zu kandidieren. Mit ihm gemeinsam hatte sich ein kleines Team hoch motivierter und kompetenter Piraten gefunden, die bereit waren, Verantwortung zu übernehmen – vor allem gemeinsam in einem schlagkräftigen Team, das sich gegenseitig grün ist und in dem alle Energie auf konstruktive Arbeit verwendet werden kann.
Am Vormittag des Wahlsamstag kam ich mit diesem Team ins Gespräch. Sie wollten als Kandidaten antreten aber es fehlte jemand Fünftes im Bunde. Ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, als Vorsitzende ein mögliches künftiges Vorstandsteam zu ergänzen und kam ins Grübeln. Nein, ich bin nicht scharf auf Vorstandsarbeit. Das ist zu 80% Admin und Koordination, davon 99% unsichtbar. Ein äußerst undankbarer Job, denn die Erwartungen der Basis kann man nur sehr schwer zufriedenstellen. Es ist auch nicht so, dass ich gerade nicht weiß, wohin mit meiner freien Zeit. Der Wahlkampf hält mich auf Trab aber auch durch den NSA Überwachungsskandal habe ich seit Wochen sehr viel Arbeit, vor allem mit Medienterminen, Interviews, Artikel schreiben und unsere Positionen dazu vermitteln. Ganz nebenbei habe ich Aufgaben in einigen Ehrenämtern und müßte auch mal wieder etwas Geld verdienen. Nein, so ein Vorstandsposten ist wirklich nicht das, was mir gerade gefehlt hatte.
Aber diese Partei liegt mir am Herzen und die Piraten, die mich ansprachen, gehören zu den Menschen in der Partei, denen ich am meisten vertraue, von denen ich weiß, dass sie ein großartiges Vorstandsteam sein würden und dass sie genau das Team sind, das unser Landesverband genau jetzt besonders gut brauchen kann. Gerade weil ich ihnen vertraue und weiß, dass es ein Team ist, auf das man sich auch bei hoher Arbeitsbelastung und im Zeitstress verlassen kann, habe ich am Ende den Vorschlag angenommen und für das Amt der ersten Vorsitzenden kandidiert. Ich habe meine Motivation auf dem Parteitag offen geschildert und auch nicht unerwähnt gelassen, mit welchem Team ich mir die beste Zusammenarbeit vorstellen kann und dass ich mir wünsche, dass diejenigen, die mich wählen wollen, auch dieses Team in den Vorstand wählen. Man kann das kritisieren, aber für mich ist diese Aufgabe eine erhebliche Zusatzbelastung, die ich mir nur gemeinsam mit einem guten Team zutraue und zumuten möchte. Ich fand es ehrlich, das genau so auch zu sagen, es gehört zu meinem Werteverständnis als Piratin, mit offenen Karten zu spielen. Dann kann jede/r in der Basis entscheiden, ob er oder sie das okay findet und entsprechend wählen. Eine Mehrheit der Basispiraten auf dem Landesparteitag fand das einen guten Vorschlag und schenkte sowohl mir als auch den anderen im Team ihr Vertrauen.
Nun stehen wir alle vor einer großen Herausforderung – den Landesverband durch eine ganze Reihe von Wahlen zu führen – Bundestagswahl, Landtagswahl, Kommunalwahl und Europawahl – alles innerhalb unserer Amtszeit. Das ist ein großer Brocken Verantwortung. Aber wir nehmen sie an und wir haben uns fest vorgenommen, unsere Kompetenzen, Energien, Zeit und Motivation ganz für die Piratenpartei einzusetzen, damit wir zusammen ein gutes gemeinsames Jahr haben werden und die Piratenpartei weiter als politische Kraft stärken können.
Den neuen Vorstand möchte ich gern vorstellen:
Cornelius Everding wurde zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Er ist ausgebildeter Jurist und Regierungsdirektor im Innenministerium des Landes Brandenburg und kennt sich bestens mit Verwaltung aus. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit eGovernment – mit dem Einsatz von Technologie und Internet, um die Interaktion zwischen Staat und Bürgern zu verbessern. Er kandidiert als Direktkandidat in Potsdam für die Bundestagswahl (Wahlkreis 61). Seine Wurzeln liegen im Bayerischen – er steht damit auch für das Zusammenwachsen von Ost und West.
Manfred Liedtke ist neuer Schatzmeister und übernimmt neben den Finanzdingen auch die Mitgliederbetreuung. Er lebt südlich von Berlin in Grünheide bei Erkner und ist im Vertrieb tätig. Ich kenne ihn als Arbeitstier, das ohne lange Diskussionen immer „hier“ sagt, wenn es etwas zu tun gibt und der in 100% dieser Fälle ohne viel Aufhebens 100% zuverlässig war. Den Wahlkampf für die Bundestagswahl hat er schon auf vielfältige Weise unterstützt. Ohne ihn gäbe es zum Beispiel die Piraten Aktionswoche in Müncheberg, Grünheide, Erkner und Bernau nicht, die ab 27.08. ansteht.
Daniel Domscheit-Berg ist Politischer Geschäftsführer im neuen Vorstand. Ja, er ist auch mein Ehemann und nein, optimal ist das nicht. Aber am Ende haben wir entschieden, dass es uns um die beste Besetzung und um Kompetenz geht und haben der Basis die Wahl dazu gelassen. Auch die Basis war offenbar der Meinung, dass Daniel unsere Kernthemen besonders gut politisch nach außen und nach innen vertreten kann, so wie er das ja auch schon länger macht. Seine umfangreiche Medienerfahrung kann uns auch bei der notwendigen weiteren Professionalisierung der Pressearbeit sehr helfen.
Friedrich Schumann als Beisitzer im Vorstand bereichert das Team nicht nur durch mehr Generationenvielfalt, denn er ist als frisch gebackener Abiturient der Jüngste im Bunde. In der AG Technik engagiert er sich schon länger und auch im Wahlkampf gehört er zu den Piraten, die man jederzeit ansprechen und um Hilfe bitten kann. Ihm ist kein Weg zu weit und keine Aufgabe zu schwer, er ist ein Machertyp. Finden kann man Friedrich im Straßenwahlkampf genauso wie in der Kinderbetreuung bei Parteiveranstaltungen oder als Experte bei einer der Brandenburger Kryptoparties.
Besonders großartig an diesem Team finde ich nicht nur die hervorragende Mischung von Fachkompetenzen sondern gerade auch die menschlichen Eigenschaften. Jeden von ihnen schätze ich als konstruktiv, integer, offen und optimistisch – genau die Mischung an Persönlichkeiten, die man sich in einem Führungsteam wünscht. Denn wer denkt, dass ein Vorstand immer nur Friede, Freude, Eierkuchen Zeiten haben wird, der irrt. Wir werden Stress haben und Konflikte austragen müssen, wir werden jede Menge Probleme zu lösen haben. Alles das können wir nur gemeinsam gut schaffen, in dem wir uns ehrlich begegnen und alle an einem Strang ziehen. Ich wiederhole mich – aber dieses Vorstandsteam ist dafür bestens geeignet und ich freue mich sehr darauf, mit diesem Team die Brandenburger Piratenpartei in den kommenden 12 Monaten als Vorsitzende unterstützen zu können.
Das Feedback von der Basis – auf dem Parteitag direkt nach der Wahl aber auch auf allen Arten Kommunikationskanälen von Piraten, die nicht am Landesparteitag teilnehmen konnten, war überwältigend und gibt uns noch einen Extra-Motivationsschub, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen und uns alle Vorschußlorbeeren mit guter Arbeit zu verdienen. Unser schönster Ansporn waren jedoch die vielen Reaktionen von Piraten, die mir schrieben, dass sie jetzt noch mehr Lust hätten, sich in den Wahlkampf zu stürzen, damit endlich frischer Wind in den Bundestag kommt und die Piratenpartei zeigen kann, wie anders sie dort Politik machen wird.
Wer sich für Details zum Parteitag interessiert, wird HIER fündig (das Protokoll ist in Kürze auch dort zu finden).
 

Beim Anti-Prism Aktionstag in Stralsund haben wir Merkels Wahlkreisbüro besucht

Am 27.07.2013 gab es einen internationalen Aktionstag gegen PRISM und generell gegen Massenüberwachung und für einen stärkeren Schutz von Whistleblowern wie Bradley Manning und Edward Snowden. Diese Initiative bündelte unter dem Slogan #StopWatchingUs viele Aktionen unterschiedlichster Interessensgruppen. Allein in Deutschland gingen ca. 10.000 Menschen in fast 40 Städten auf die Strasse – obwohl es einer der heißesten Tage dieses Jahres war, mit weit über 30 Grad im Schatten.

Foto: Markus Hoffmann

Foto: Markus Hoffmann


Ich war bei der Protestveranstaltung #Merkelentern in Stralsund dabei, zu der die Piratenpartei in Mecklenburg-Vorpommern eingeladen hatte. Auch dort brannte die Sonne erbarmungslos, aber mehr als 100 Demonstranten hat das nicht davon abgehalten, in der Mittagshitze durch die Altstadt zu ziehen und an der Abschlusskundgebung vor Angela Merkels Wahlkreisbüro teilzunehmen. Einige Fernsehteams hatten sich dort auch eingefunden, der NDR hat auch darüber berichtet (Video auf YouTube). Ich bin im Foto die ganz links am Front-Transparent, mit dem roten Kopftuch (ohne hätte ich einen Sonnenstich bekommen). Einige von uns haben sich etwas historisch piratig angezogen – damit haben wir Bezug genommen auf die Wallensteintage, ein Mittelalterspektakel, das zu diesem Zeitpunkt in Stralsund statt fand.
An Merkels Wahlkreisbüro in Stralsund #StopwatchingusAuf Plakaten haben wir Schilder mit dem „Merkelator“ getragen. Auf meinem Plakat stand der aktuelle Stand der Unterzeichner meiner Petition auf change.org. Schon fast 45.000 haben inzwischen unterschrieben. In 12 Sprachen gibt es jetzt diese Petition. Wer noch nicht unterschrieben hat und/oder die Petition verbreiten möchte: hier ist der Link: www.change.org/prism (die anderen Sprachen sind dort verlinkt).
Bei der Abschlusskundgebung habe ich neben anderen eine Rede gehalten, ein Video davon gibt es auf YouTube zu sehen.
Screenshot YouTube Video by Bartjez
Nachlesen kann man sie hier:

Ich bin Anke Domscheit-Berg, Kandidatin für die Bundestagswahl, aus dem Land Brandenburg und ich bin hierher gekommen zu Angela Merkels Wahlkreisbüro, um ihr meine Meinung – unsere Meinung – zu übermitteln.
Ich habe 21 Jahre in einem Überwachungsstaat gelebt. Das ist 24 Jahre her. 24 Jahre, das ist fast ein Vierteljahrhundert. Das ist lange, verdammt lange. Aber es ist nicht lange genug, um zu vergessen, wie sich das anfühlt, wie beschissen sich das anfühlt, permanent überwacht zu sein. Wie das ist, wenn Briefe geöffnet ankommen. Wenn es im Telefon so komisch knackt und man immer denkt, da hört einer mit. Wie das ist, wenn man ins Studentenwohnheim nach Hause kommt und man sieht an den verstellten Farbbändern an der Schreibmaschine, an der man Aufrufe fürs Neue Forum abgetippt hat, dass da einer dran war und die Papiere durcheinander gebracht sind.
Ich weiß noch ganz genau, wie sich das anfühlt, aber über 20 Jahre habe ich da nicht besonders oft dran gedacht. Seit Wochen zwingt mich diese Gegenwart, jeden Tag und jede Stunde daran zu denken – und vor allem nicht nur daran zu denken, sondern mich genauso zu fühlen, wie damals. Und das ist ein Gefühl, das wollte ich nie wieder haben.
Heute ist die Überwachung aus verschiedenen Gründen viel schlimmer noch als ich sie damals empfunden habe. Sie ist umfassender, sie ist totaler. Es wird alles überwacht, nicht nur eine Auswahl, was damals aus Ressourcengründen gar nicht anders ging, sonst hätte es die Stasi natürlich auch gemacht. Heute geht das aber. Und heute wird es gemacht. Es wird nicht nur von einem Geheimdienst gemacht, sondern von mindestens dreien. Einem deutschen Geheimdienst, der alle möglichen Dinge über uns ausspioniert, seit zehn Jahren ermächtigt durch alle möglichen Überwachungsgesetze, durch den britischen und amerikanischen Geheimdienst. Alles das jeden Tag und das ist nur das, was wir wissen und jeden Tag erfahren wir mehr.
Ein anderer Grund, warum es heute viel schlimmer ist: Totalitäre Methoden passen zu einem totalitären Staat. Da enttäuscht einen das ja nicht mal, da erwartet man das. Aber wir leben in einer Demokratie, da habe ich andere Erwartungen. Da will ich nicht den Methoden eines totalitären Regimes begegnen. Da will ich, dass das Grundgesetz wirklich Realität ist, dass man sich daran hält, dass das nicht bloß Klopapier ist. Das ist unsere heutige Gesellschaft und so will ich sie nicht haben. Wir leben in einer Demokratie – ich will sie zurück!
Frau Merkel, haben Sie das alles vergessen? Wissen Sie nicht mehr, wie das war und was das macht mit den Menschen? Wie sie misstrauisch werden, wie sie Angst haben, zu reden und zu schreiben, zu tun und zu lassen, was sie eigentlich wollen und was rein theoretisch auch nach DDR-Verfassung erlaubt war? Haben Sie das alles vergessen? Wollen Sie in einem Land leben, in dem die Geheimdienste außer Kontrolle geraten sind und nicht mal Sie selbst als Kanzlerin wissen, was da abgeht und wer Sie abhört? Wollen Sie die Kanzlerin sein, die ihr Land schutzlos den Cyberwar-Attacken ausländischer Geheimdienste ausliefert? Die Architektin eines neuen deutschen Überwachungsstaats? Wollen Sie das wirklich?
Ich habe gesagt, die Überwachung fühlt sich für mich heute so ähnlich an, wie damals bei der Stasi. Aber eine Botschaft möchte ich Frau Merkel und allen andern auch noch mitgeben: Etwas ist heute anders. Wir haben ein historisches, kollektives Gedächtnis und in diesem Gedächtnis, da ist festgeschrieben, dass wir damals gesiegt haben. Dass wir uns gewehrt haben gegen diesen Überwachungsstaat und dass es nicht möglich war, ihn aufrecht zu erhalten. Und genau das, das machen wir nochmal!
Frau Merkel, Sie sind unsere Kanzlerin – zumindest noch. Übernehmen Sie endlich Verantwortung als Kanzlerin und oberste Chefin der Geheimdienste! Das ist ein falscher Moment zum Aussitzen, zum Schweigen, zum Heucheln und zum das Volk belügen! Wir merken es nämlich trotzdem! Zeigen Sie, dass Sie die Lektionen aus der DDR gelernt haben und sich noch erinnern, wie falsch Überwachung ist und wie gefährlich. Wie wenig das mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar ist. Wie es uns verändert und die Wurzeln der Demokratie kaputt macht!
Wollen Sie in einem Land leben, in dem das Volk Angst vor der eigenen Regierung hat? Schon wieder?! Sie wissen doch, wie sich das anfühlt! Egal wie, wir werden uns wehren! Wir werden weiter auf die Straße gehen! Wir werden nicht Ruhe geben, bis unsere Grundrechte wieder gelten!
Ich habe auf change.org eine Petition gestartet an das EU-Parlament und an die Europäische Kommission. Der Link steht hier unten: change.org/prism. 44.000 Menschen hatten diese Petition bis gestern schon unterschrieben. Die kann man nicht einfach ignorieren! In dieser Petition steht drin, dass wir uns Transparenz wünschen über das, was gelaufen ist. Wir wollen ja nicht nur, dass es aufhört, wir wollen überhaupt erst einmal verstehen, was da abgeht. Es ist ja nicht nur so, dass Frau Merkel keine Ahnung hat. Wir wissen ja auch nichts. Keiner weiß ja was. Der BND nicht, der Verfassungsschutz, alle haben keine Ahnung gehabt: “alles aus den Medien gelesen”. Bis man es dann ein paar Tage später selbst anders in den Medien liest.
In dieser Petition steht auch drin, dass wir ein internationales Überwachungsabrüstungsabkommen wünschen. Deutschland ist eine starke Kraft in der EU. Es spielt eine Rolle, ob sich eine Kanzlerin hinter so ein Ziel stellt, oder nicht. Es mag sich anhören wie eine unrealistische Zukunftsvision. Aber nukleare Abrüstung hat auch mal klein angefangen, sie ist noch nicht abgeschlossen, aber wir haben Fortschritte gemacht. Und solche Fortschritte brauchen wir wieder!
Und noch ein Letztes möchte ich Kanzlerin Merkel mitgeben: Wir leben heute nicht nur mit der Erinnerung an unseren damaligen Sieg gegen die Überwachungsgesellschaft, wir leben heute auch in einem Land, dass sich „Neuland“ nennt. Wir können uns heute viel besser vernetzen, mobilisieren und Transparenz herstellen. Notfalls von unten. Wir kriegen alles raus! Es gibt Menschen, wie Snowden, die dafür sorgen, die Whistleblower sind und unseren Schutz brauchen. Geheimdienste können nicht mehr richtig geheim sein. Die Überwacher werden jetzt auch überwacht und zwar von uns allen!
Kanzlerin Merkel, wir lassen Ihnen die Erosion unserer Grundrechte nicht durchgehen! Wir sind Piraten! Wir werden außerparlamentarisch und im Bundestag das Salz in der Wunde sein, um die Demokratie wieder zu schützen. Sie werden uns wegwünschen, aber nicht wegbekommen.
Wir sind Piraten, wir sind gekommen, um zu bleiben!

Sag noch mal einer, die Piraten sind eine Männerpartei 🙂 An dem nachstehenden Foto sieht man unschwer, das das wohl nicht (mehr) zutrifft. Zwei weitere Rednerinnen der Abschlusskundgebung sind auf diesem Bild zu sehen – 3. von links ist Cornelia Otto, Spitzenkandidatin für das Land Berlin und rechts neben ihr ist Melanie Kalkowski, die Spitzenkandidatin von Nordrhein-Westfalen, direkt neben mir steht Christiane Schinkel, der wir die schönen Demoschilder zu verdanken hatten.

Foto: Markus Hoffmann

Foto: Markus Hoffmann


Hier noch einige weitere Links:

 
 
 
 

Wasserfest in Fürstenberg – Piraten lassen NSA und BND baden gehen

ADB am Infostand in FürstenbergAm 13. und 14.07.2013 fand in Fürstenberg an der Havel das jährliche Wasserfest statt, das 10.000 Gäste anzog. Wir waren mit einem Informationsstand auf dem Marktplatz das ganze Wochenende präsent, zum Teil in Piratenkleidern – passend zur Feststimmung in der Stadt.
Höhepunkt des Festes war wieder die Spaßbootregatta am Samstag, an der sich auch Piraten aus Brandenburg, Berlin und Hessen mit drei Booten beteiligten. Wir hatten uns für unseren Spaßbootbeitrag überlegt, wie wir einerseits dem Charakter des Festes entsprechen und andererseits uns wichtige Botschaften vermitteln konnten.
Überwacherboot - wir werden ausgehorcht und beobachtetDie Idee dazu hatten wir zwei Wochen vor dem Fest, das war zwar wenig Zeit, aber Piraten können schnell mobilisieren und organisieren. Mit zehn Piratinnen und Piraten hatten wir eine Besatzung für drei Kanus schnell zusammen. Eines der Boote und seine Besatzung symbolisierten die Massenüberwachung, die anlasslos durch ausländische aber auch durch deutsche Geheimdienste offenbar Alltag ist und Menschen im ganzen Land empört.
Überwacherboot Stasi 2.0Das Boot trug entsprechende Beschriftungen, eine britische Fahne (Tribut für das Spionierprogramm Tempora, mit dem der britische Geheimdienst monatlich 500 Millionen deutsche Kommunikationsdatensätze speichert) und zwei perfekt als Überwacher verkleidete Piraten.
Mit ihren schwarzen Anzügen, Sonnenbrillen und Krawatten nebst Abhörgeräten, die sie auf die Besucher des Festes richteten – und auf uns anderen Piraten – sahen sie beunruhigend aus, Bilderbuchstereotype aus Spionagekrimis.
Piratenboot - mit ADB, Cornelia Otto, Friedrich SchumannAuf unseren beiden anderen Booten waren wir alle in historischen Piratenkostümen verkleidet, an Bord waren auch Piraten- und Friedensfahnen. In unserer kleinen Choreographie griffen die Piratenboote das Überwacherboot an, ich enterte es und hatte das Vergnügen, die beiden Überwacherdarsteller in den Schwedtsee zu werfen. Mit mir im Boot Cornelia Otto, die Spitzenkandidatin für die Piraten Berlin bei der Bundestagswahl 2013.
Der Überwacher landet im WasserWie in alten Märchen triumphierte bei uns auf dem Wasserfest das Gute über das Böse. Im realen Leben geht das leider nicht so schnell und vor allem nicht so einfach. Immer noch erfahren wir in jeder Woche neue erschreckende Details zum Überwacherskandal und was unsere Bundesregierung eigentlich doch alles gewußt hat aber immer noch nicht zugeben mag. Jede Woche gibt es ein Programm mehr, das seltsamerweise auch Prism heißt- aktuell sind es drei davon. Dafür werden die verhinderten Terroranschläge immer weniger. Sprach Bundesinnenminister Friedrich nach seiner USA Reise noch von 5 in Deutschland verhinderten Anschlägen, waren es kurz darauf nur noch 2, inzwischen ist keiner übrig geblieben, bei dem durch anlasslose Massenüberwachung ein nennenswerter Hinweis erbracht wurde.
Beim Wasserfest in Fürstenberg gab es auch ein Boot des „Herrn Wichmann von der CDU“, bekannt aus einem unterhaltsamen Dokumentarfilm für den er bei seinem erfolglosen Wahlkampf für den Bundestag 2009 begleitet wurde. Vor dem Start der Regatta besuchte er unsere Boote und schnell entspann sich eine heftige Debatte um die Überwachung von Telefon- und Internetdaten. Man darf Herrn Wichmann getrost unter den „Extrem Hardlinern“ mit wenig Kenntnis des Grundgesetzes einsortieren – zumindest bekam ich durch seine Aussagen diesen Eindruck. Seine Meinung lässt sich kurz zusammenfassen: wer nichts zu verbergen hat (so wie er selbst), dem ist es doch egal, ob er überwacht wird, außerdem ist doch eh klar, wenn man das Internet nutzt, dass die Daten da vogelfrei sind und wer das nicht will, der soll das Internetnutzen halt sein lassen. Er fragte uns auch, ob wir schon persönlich einen Schaden erlitten hätten, weil jemand unsere Daten mitgelesen hätte und wies auf die Terrorbekämpfung hin. Unsere Argumente, dass es doch ein Post- und Fernmeldegeheimnis mit Verfassungsrang gäbe, zählten für ihn nicht. Seine Pseudoargumente hielt er dagegen. Ich glaube, dass Politik auch baden geht, so wie der Überwacher, den wir ins Wasser warfen, wenn unsere Volksvertreter der Verfassung so wenig Gewicht beimessen.
Überwacher geht badenUnd ja, ich habe einen Schaden erlitten, wenn jemand meine Daten abzapft und speichert und inzwischen ist ja hinreichend bekannt, dass das praktisch die gesamte Internetkommunikation betrifft – also auch meine. Mein Schaden ist die Verletzung eines hochrangigen Grundrechtes, meines Rechtes auf informationelle Selbstbestimmung, das Post- und Fernmeldegeheimnis – das grundsätzlich auch für elektronische Post- und Kommunikation gelten muss. Herr Wichmann hatte auch darauf eine Antwort – nämlich, dass das alles sowieso niemanden außer uns interessieren würde und deshalb die CDU 40% hätte und die Piraten nur 3%. Am nächsten Tag wurde übrigens eine EMNID Prognose veröffentlicht, die die Piraten bei 4% und damit nur noch ein Haarbreit vor der Einzugshürde in den Bundestag sah, Forsa in der Woche darauf hat diese Prognose bestätigt. Aber davon mal ganz abgesehen, ist es für eine Bewertung der Verfassungswidrigkeit einer anlasslosen Massenüberwachung der gesamten internet-basierten Kommunikation der deutschen Bevölkerung auch völlig unerheblich. Seine Aussage zeugt allein von Arroganz und davon, dass das Grundgesetz für ihn offenbar eine Bagatelle ist.
Tagesthemen 15.07.2013Über das Wasserfest und unsere Beteiligung haben jedenfalls viele Medien berichtet, selbst die Tagesthemen zeigten unsere Boote und ein kurzes Statement von mir. So macht Wahlkampf Spaß – auch bei ernsten Themen. Diesen Teil der Tagesthemen gibt es natürlich auch auf YouTube.
Am Samstag, dem 27.07.2013 bin ich in Stralsund dabei, wenn am weltweiten Aktionstag gegen Prism und sonstige inländische und ausländische Massenüberwachung auch an vielen Orten in Deutschland demonstriert wird. Wer sich kurzfristig beteiligen möchte, findet eine Übersicht der Veranstaltungsorte HIER. Ich werde im Wahlkreis von Angela Merkel dabei sein – diesmal wieder im historischen Kostüm, schließlich sind dort noch die Wallensteintage :-).
Meine Petition bei change.org hat inzwischen schon 44.000 Mitzeichner. Ich bin zuversichtlich, dass es noch 100.000 werden (dazu bitte mit Unterschrift und Verbreitung beitragen!).
Wer sich noch fragt, warum er oder sie betroffen sein sollte, der kann diesen Artikel von Sascha Lobo lesen. Spätestens danach sollte man heftige Gefühle haben, die nach Protest auf der Strasse verlangen.

Interview mit dem ZDF Morgenmagazin zum Überwachungsprogramm TEMPORA

ZDF MoMa screenshotAm 26.06.2013 habe ich für das ZDF Morgenmagazin ein Interview gegeben, in dem es um das Massenüberwachungsprogramm TEMPORA ging, mit dem der britische Geheimdienst große Teile der deutschen Internetkommunikation angezapft hat.
Dabei stellen sich jede Menge Fragen auch an unsere Politik:

  • Welchen Umfang hatte und hat diese Bespitzelung unserer Bevölkerung?
  • Auf welcher „Rechtsgrundlage“ ist sie erfolgt bzw. welche Rechtsgüter wurden konkret verletzt
  • Wer in Deutschland hat davon gewußt?
  • Wenn (nach eigener Aussage) nicht einmal unser Geheimdienst etwas davon wußte – was ist dieser Geheimdienst dann noch wert?
  • Wenn unser Geheimdienst (und ggf. andere Behörden und die Politik) davon wußten – warum wurde es verschwiegen? – und welche Grundrechtsverletzungen bedeutet das?
  • An welcher Stelle hat unsere parlamentarische Kontrolle der Geheimdienste versagt?
  • Wie verhindern wir, dass wir weiterhin von ausländischen Geheimdiensten – selbst von Mitgliedsstaaten der Europäischen Union – überwacht werden, als wären wir ein Volk von Schwerverbrechern?
  • Wie müssen wir unser Rechtssystem so verändern, dass auch in einer digitalen Gesellschaft unsere verfassungsrechtlichen Grundrechte geschützt sind – also etwa elektronische Briefe so wie die aus Papier oder Fotos auf unseren Festplatten genauso wie Bilder im Fotoalbum zuhause?

Auf diese Fragen bin ich im Interview eingegangen und HIER kann man es sich vollständig anschauen.